Unerkannt in der Streetfotografie: Tipps & Tricks

 
 
 

Unerkannt Fotografieren - Überblick

Streetfotografie fängt die Essenz der Straße in ihrer puren Form und völlig ungefiltert ein. Um diese Momente einzufangen ist es notwendig, auf der Straße unerkannt zu bleiben.

Tipps & Tricks wie du das als Streetfotograf schaffst findest du in diesem Beitrag. Das Wichtigste vorab im Überblick:

  • Unauffällige Kamera

  • Kleine Objektive

  • Minimalistisches Zubehör

  • Unauffällig Kleidung tragen

  • natürliche Körpersprache

  • Spiegel und Reflektionen nutzen

  • Fotografieren aus der Hüfte

  • Zone Focusing

  • natürliche oder städtische Barrieren nutzen

Für mehr visuelle Beispiele, schau dir auch mein Youtube Video zu dem Thema an:

Warum unerkannt fotografieren?

Beim Fotografieren in der Öffentlichkeit ist Diskretion oft von Vorteil. Wenn Menschen bemerken, dass sie fotografiert werden, verhalten sie sich meist anders - sie schauen weg, nehmen eine andere Haltung ein oder verändern ihren Ausdruck.

Dies kann es schwierig machen, authentische und ungestellte Bilder einzufangen. Daher ist es wichtig, unbemerkt ein Foto aufzunehmen, um die Essenz der Straße einzufangen.

Außerdem haben viele Fotografen auch Angst vor einer Konfrontation mit dem Fotografierten. Wer auf der Straße unentdeckt bleibt, umgeht diese Gefahr und kann unangenehme Situationen vermeiden.

In einem anderen Beitrag habe ich dir zudem Tipps gegeben, was du tun kannst, wenn du bei Streetfotografie angesprochen wirst. Die Video-Version findest du auf Youtube:

 
 

Kameratechnik und Ausrüstung

Wahl der Kamera

Eine unauffällige Kamera ist für die Streetfotografie essenziell. Eine kompakte Systemkamera oder eine spiegellose Kamera sind hier ideal, da sie oft kleiner und leichter als DSLRs sind.

Die Kamera sollte einigermaßen schnell sein und eine gute Bildqualität liefern. Um schnell auf verschiedene Momente reagieren zu können, ist zudem ein guter Autofokus von Vortiel.

Eine Kamera die klein und gleichzeitig qualitativ hochwertig ist, ist nicht immer leicht zu finden. Hier findest du eine Übersicht der 5 besten Kameras für Streetfotografie.

Objektive: Klein und Leicht

Für unerkannte Streetfotografie sind leichte und unauffällige Objektive von Vorteil.

Festbrennweiten wie 35mm, 50mm oder 85mm eignen sich gut, da sie eine natürliche Perspektive bieten und weniger auffällig sind als große Zoomobjektive.

Außerdem sind sie meist lichtstärker, was bei schwierigen Lichtverhältnissen hilfreich ist.

Persönlich nutze ich am häufigsten ein Sony 85mm f1.8 für meine Streetfotografie. Dadurch hast du zum einen eine gute Distanz zwischen dir und deinem Motiv und zusätzlich auch aufgrund des Bokeh einen starken Fokus auf dein Motiv.

Andere Festbrennweiten haben aber den Vorteil, mehr von der Umgebung einzufangen und bessere Geschichten erzählen zu können. Eine Übersicht der verschiedenen Vor- und Nachteile der Brennweiten für Streetfotografie findest du hier.

Zubehör: Minimalismus und Effizienz

Beim Fotografieren auf der Straße ist es wichtig, so wenig Ausrüstung wie möglich bei sich zu tragen.

Eine unauffällige Kameratasche oder ein kleiner Rucksack sind ideal, um deine Kamera und ein oder zwei Objektive zu verstauen.

Verzichte auf auffälliges Zubehör wie große Blitzgeräte oder Stative, um nicht unnötig Aufmerksamkeit zu erregen.

Hast du eine Kamera mit einem fixen Objektiv kannst du auch völlig ohne Tasche vor die Tür gehen. Dadurch wirkst du mehr wie ein Toruist der die Stadt erkundet und weniger wie ein Streetfotograf der auf der Jagd nach spannenden Motiven ist.

Kleidung und Verhalten

Unauffällige Kleidung

Die Wahl der Kleidung spielt eine Rolle, wenn du unerkannt fotografieren möchtest. Trage unauffällige Farben und vermeide auffällige Muster oder Logos.

Klassischerweise sind das die schwarz-grau-braunen Jacken in Wintermonaten oder basic einfarbige schwarze oder weiße T-Shirts im Sommer.

Vor allem solltest du Signalfarben vermeiden. Wer gelb oder rot leuchtet, sticht mehr aus der Masse heraus und wird unterbewusst auch mehr Beachtung erfahren, als jemand der optisch in der Masse untertaucht.

Körpersprache und Bewegungen

Achte auf deine Körpersprache und versuche, so natürlich wie möglich zu wirken. Vermeide abrupte Bewegungen oder das hektische Schwenken deiner Kamera. Sei selbstbewusst, aber nicht aufdringlich.

Fotografierst du also in eine Richtung und drehst dich ruckartig um 90 Grad, ziehst du damit auch Aufmerksamkeit auf dich.

Logischerweise ist so etwas manchmal notwendig wenn du ein gutes Motiv entdeckt hast, tendenziell solltest du ruckartige Bewegungen dennoch vermeiden.

Situativ kann es außerdem von Vorteil sein, aus der Hocke zu fotografieren. Zum einen hast du dadurch einen anderen Blickwinkel und bist auf die Distanz in einer Menschenmenge nicht gut zu erkennen. Gleichzeitig stichst du dadurch aber in deiner direkten Umgebung etwas heraus.

Daher ist dieser Tipp nur in bestimmten Situationen, meist, wenn du eine lange Brennweite hast, dein Motiv etwas entfernt von dir ist und einige andere Menschen um dich herum stehen.

Beobachten und Antizipieren

Ein wichtiger Aspekt der Streetfotografie ist das Beobachten und Antizipieren von interessanten Momenten. Schärfe deine Sinne und achte auf Details in der Umgebung.

Indem du Situationen vorausahnen und dich entsprechend positionieren kannst, wirst du weniger wahrscheinlich entdeckt und kannst authentische Aufnahmen machen.

Das geht zurück auf den obigen Punkt. Wenn du eine gewisse Situation erwartest, kannst du ruckartige Bewegungen vermeiden. Außerdem kannst du dann noch einige fotografische Techniken anwenden, um nicht aufzufallen.

Fotografische Techniken

Spiegelungen und Reflektionen

Spiegel, Schaufenster oder glänzende Oberflächen können als natürliche “Verstecke” für dich und deine Kamera dienen.

Nutze sie, um deine Anwesenheit zu verschleiern und interessante Perspektiven einzufangen, ohne direkt auf dein Motiv zu zeigen.

Wenn jemand sieht, dass du in eine Fensterscheibe fotografierst ist derjenige eher interessiert daran, wass es da zu sehen gibt und wird keine Verbindung in seinem Kopf machen, dass es dir eigentlich nur um das Spiegelbild geht.

Achte in diesen Situationen aber darauf, ob etwas hinter der Scheibe ist. Fotografierst du bspw. in ein Cafe hinein kann das zu unangenehmen Situationen führen, wenn drinnen jemand sitzt der denkt das du ihn fotografierst, obwohl du eigentlich nur auf die Spiegelung fixiert warst.

Fotografieren ohne Sucher

Viele Fotografen nutzen zum fotografieren den Sucher der Kamera und halten sie dicht vor ihr eigenes Auge.

Dadurch verdeutlichst du aber recht eindeutig, dass du gerade fotografierst. Eine spannende Erfahrung die ich gemacht habe ist, dass du einfach über das Display deiner Kamera fotografieren kannst.

An sich ist immer noch recht deutlich erkenntlich, dass du fotografierst. Tendenziell fällt das den Leuten aber dennoch weniger auf, als die Kamera direkt ans Auge zu führen.

Ich kann dir nicht genau erklären warum das so ist, vielleicht weil die Leute über Smartphones gewohnt sind, dass man die Kamera von sich weg hält und auf ein Display schaut und du, wenn du die Kamera ans Auge führst wieder einmal stärker aus der Masse heraus stichst.

Fotografieren aus der Hüfte

Eine beliebte Technik für unauffällige Streetfotografie ist das Fotografieren aus der Hüfte.

Hierbei hältst du die Kamera in Hüfthöhe und löst den Auslöser, ohne durch den Sucher oder das Display zu schauen.

Das erfordert Übung, ermöglicht aber das Fotografieren, ohne dass die Menschen um dich herum merken, dass sie im Bild sind. Übrigens ist es völlig normal, dass du dir dabei etwas blöd vorkommst, aber du fällst tatsächlich weniger auf

Mache dich aber darauf gefasst, dass du hier eine geringere Trefferrate hast. Da du nicht genau siehst was du fotografierst kann dein Motiv teilweise nicht richtig im Bild sein.

Wenn du ein Weitwinkel-Objektiv nutzt (also 24mm oder 35mm) kannst du diesen effekt ganz gut umgehen, da du ein deutlich breiteres Sichtfeld hast. Mit einem 85mm Objektiv hingegen wird diese Technik recht schwierig umzusetzen.

Zone Focusing: Vorfokussieren für schnelle Schnappschüsse

Beim Zone Focusing legst du den Fokus manuell auf eine bestimmte Entfernung fest, bevor du dein Motiv anvisierst.

So kannst du bei sich schnell verändernden Situationen schnell auslösen, ohne Zeit für das Fokussieren zu benötigen.

Diese Technik eignet sich besonders für schnelle Schnappschüsse und erfordert ebenfalls etwas Übung. Nicht jede Kamera ist aber in der Lage, Zone Focusing sinnvoll einzustellen. Teste also, ob du diesen Tipp mit deiner Kamera umsetzen kannst.

Nutzung von natürlichen oder städtischen Barrieren

Bäume, Laternen, Mauern oder Fahrzeuge können als natürliche Barrieren zwischen dir und deinem Motiv dienen.

Indem du sie geschickt in deine Komposition einbindest oder sie als Schutz nutzt, bleibst du unerkannt und erhältst gleichzeitig interessante Bildgestaltungsmöglichkeiten.

Vorteilhaft ist, selbst wenn du bemerkt bist werden die wenigsten Menschen einen Umweg in Kauf nehmen, nur um dich anzusprechen. Du kannst hier also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und erzeugst einen interessanteren Bildaufbau und bleibst unerkannt.

Fotografische Schauspielerei

Eine weitere Technik die ich ganz gerne nutze, ist die fotografische Schauspielerei. Dabei tue ich so, als ob ich eine ganz andere Szene fotografieren wollte als eigentlich mein Ziel war.

Beispiel: Ich bin an einer Sehenswürdigkeit und will Personen einfangen, die mit dieser Sehenswürdigkeit interagieren. Dann kann ich ein Foto von meiner gewünschten Szene machen und anschließend “Schauspielern", intensiv zu versuchen Fotos ohne Leute im Bild zu machen und frustriert die Kamera heben und senken oder den Kopf schütteln.

Ich bin kein guter Schauspieler, wenn ich dir also erkläre was ich mache, wirke ich wahrscheinlich nicht sonderlich überzeugend.

Für Situationen auf der Straße reichen meine Fähigkeiten aber allemal, niemand achtet da darauf, ob ich tatsächlich die Sehenswürdigkeit fotografieren will, sondern sieht nur einen frustrierten Fotografen, dem sie 0,5 Sekunden später schon wieder keine Beachtung mehr schenken.

Zusammenfassend

Du siehst also, es gibt einige Möglichkeiten, wie du unerkannt auf der Straße fotografieren kannst.

Sowohl bei der Ausrüstung, deiner Kleidung und Verhalten, aber auch bei deiner Fotografie-Technik hast du verschiedene Möglichkeiten, das Risiko einer Konfrontation und des Entdeckt werdens zu reduzieren.

Mit diesen Tipps hoffe ich wird deine nächste Runde zum vollen Erfolg. In diesem Sinne, viel Spaß beim Fotografieren! :)

 
Timo Nausch