Die Geschichte der Streetfotografie: Eine faszinierende Reise

 

Du interessierst dich für Streetfotografie und willst mehr über deren Geschichte erfahren?

Wir schauen uns die Entwicklung dieses Genres einmal genauer an:

Die Anfänge der Streetfotografie

Zusammengefasst:

  • Die Streetfotografie entstand im 19. Jahrhundert mit der Entwicklung der ersten tragbaren Kameras.

  • Bekannt als "instantaneous photography", wurde sie genutzt, um das Alltagsleben und den sozialen Kontext auf den Straßen festzuhalten.

  • Der französische Fotograf Charles Nègre gilt als einer der Pioniere dieses Genres mit seinen frühen Arbeiten in den 1850er Jahren.

  • In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erreichte die Streetfotografie dank des Fortschritts in der Kameratechnologie und der Fotoplatten eine breitere Öffentlichkeit.

Stell dir vor, du schlenderst durch die belebten Straßen von Paris im 19. Jahrhundert.

Die Kutschen klappern, die Menschenmengen flüstern und lachen, und alles ist voller Leben. Und plötzlich, fast unsichtbar in der Menge, siehst du jemanden mit einer großen Holzkiste, die auf einem Stativ ruht.

Du hast gerade deinen ersten Streetfotografen entdeckt.

Diese Pioniere der Straßenfotografie, wie Charles Nègre oder der englische Fotograf John Thomson, waren wahrhaftige Abenteurer.

Credit: https://en.wikipedia.org/wiki/John_Thomson_(photographer)

Sie schleppten sperrige Kameras und Gläser voller Chemikalien durch die Straßen und schufen mit langen Belichtungszeiten und viel Geduld atemberaubende Momentaufnahmen des urbanen Lebens.

Die technologischen Herausforderungen dieser Zeit waren gewaltig. Aufgrund der begrenzten Empfindlichkeit der Fotoplatten und der Notwendigkeit, Fotos direkt vor Ort zu entwickeln, war eine gewisse Standhaftigkeit erforderlich.

Und doch, diese Hindernisse führten zu bemerkenswerten Innovationen.

1888 zum Beispiel, brachte George Eastman die Kodak Nr. 1 auf den Markt, eine Kamera, die so tragbar und einfach zu bedienen war, dass sie die Fotografie für das breite Publikum öffnete.

Credit: https://en.wikipedia.org/wiki/John_Thomson_(photographer)

Und während wir über die ersten Meisterwerke der Streetfotografie sprechen, dürfen wir die berühmte "Boulevard du Temple" von Louis Daguerre nicht vergessen.

Obwohl es auf den ersten Blick wie eine leere Straße aussieht, zeigt es bei genauerem Hinsehen den Schatten einer Person, die sich die Schuhe putzen lässt - das erste Mal, dass ein Mensch in einem Foto festgehalten wurde.

Diese frühen Fotografen haben nicht nur den Weg für die zukünftige Streetfotografie geebnet, sondern auch unsere Wahrnehmung von Städten und dem Leben in ihnen grundlegend verändert.

Durch ihre Linse konnten wir die pulsierende Energie der Städte, die Vielfalt der Menschen und die ständige Veränderung des städtischen Lebensraums in einem ganz neuen Licht sehen.

Sie haben uns gezeigt, dass die Straße nicht nur ein Ort des Durchgangs ist, sondern ein Ort des Lebens, voller Geschichten und Emotionen.

Die Streetfotografie der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Zusammengefasst:

  • In den 1920er und 1930er Jahren begannen Fotografen wie Henri Cartier-Bresson, die "entscheidenden Moment" Technik in der Streetfotografie anzuwenden.

  • Während des Zweiten Weltkriegs nutzten viele Fotografen die Streetfotografie, um das Kriegsgeschehen und dessen Auswirkungen auf das Alltagsleben darzustellen.

  • In den 1940er und 1950er Jahren wurde die Streetfotografie durch Fotografen wie Robert Doisneau und Vivian Maier weiter etabliert.

Kannst du dir eine Zeit vorstellen, in der das Fotografieren auf der Straße nicht einfach nur ein Hobby oder ein Beruf war, sondern eine revolutionäre Handlung?

So war es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als die Streetfotografie durch bedeutende technologische Fortschritte und soziale Veränderungen zu einer kraftvollen Form des künstlerischen und sozialen Ausdrucks wurde.

Betrachte zum Beispiel die Entwicklung der Leica Kamera in den 1920er Jahren. Diese kleine, handliche Kamera mit ihrem 35mm Film war ein Game-Changer.

Sie machte es den Fotografen möglich, unauffällig und schnell zu arbeiten, wodurch sie authentischere und spontanere Bilder aufnehmen konnten.

Während die Kameras kleiner und beweglicher wurden, wuchs die Welt der Streetfotografie in ihrer Vielfalt und Dynamik.

In dieser Zeit gab es zahlreiche Fotografen und Bewegungen, die die Streetfotografie prägten.

Die New York School of Photography zum Beispiel, mit Fotografen wie Weegee und Helen Levitt, nutzte die Streetfotografie, um das pulsierende Leben der Stadt, ihre Schönheit und Brutalität, einzufangen.

Auf der anderen Seite des Atlantiks vertraten Fotografen wie Henri Cartier-Bresson und Robert Doisneau den Humanistischen Realismus, eine Bewegung, die das Alltagsleben der Menschen in den Fokus stellte und dabei tiefgreifende Momente menschlicher Erfahrung aufzeigte.

Credit: https://en.wikipedia.org/wiki/Henri_Cartier-Bresson

Die beiden Weltkriege und andere große historische Ereignisse hatten ebenfalls einen tiefgreifenden Einfluss auf die Streetfotografie.

Sie veränderten nicht nur die Landschaften der Städte, sondern auch die Menschen und ihre Geschichten.

Fotografen wie Robert Capa und David Seymour nutzten ihre Kameras, um die Auswirkungen des Krieges auf das Alltagsleben festzuhalten und somit ein stärkeres Bewusstsein und Verständnis für die menschlichen Kosten des Krieges zu schaffen.

Credit: https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Capa

Das 20. Jahrhundert war eine Zeit großer Veränderungen, und die Streetfotografie spielte eine wichtige Rolle dabei, diese Veränderungen festzuhalten und zu interpretieren.

Sie half uns, die Welt um uns herum besser zu verstehen und mit ihr zu interagieren.

Und sie erinnert uns daran, dass, egal wie sehr sich die Welt verändert, die Straße immer ein Ort voller Leben, Geschichten und Möglichkeiten bleiben wird.

Streetfotografie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Zusammengefasst:

  • In den 1960er und 1970er Jahren wurden Streetfotografen durch soziale und politische Veränderungen inspiriert und nutzten die Fotografie als Form des sozialen Kommentars.

  • Fotografen wie Garry Winogrand und Joel Meyerowitz experimentierten mit Farbfotografie und erweiterten die Ästhetik der Streetfotografie.

  • In den späten 1980er und 1990er Jahren wurde die Streetfotografie durch die wachsende Beliebtheit der digitalen Fotografie und die Erreichbarkeit von Kameras demokratisiert.

Wenn du denkst, dass die Streetfotografie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schon spannend war, dann halt dich fest.

Die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts öffnete eine ganz neue Welt voller Farben, Experimente und überraschender Perspektiven.

Einer der größten Umbrüche in dieser Zeit war der Aufstieg der Farbfotografie.

Bis dahin war die Streetfotografie fast ausschließlich eine schwarz-weiße Angelegenheit. Doch mit der zunehmenden Verfügbarkeit und Verbesserung der Farbfilme wurde die Straße zu einer bunten Bühne voller Details und Nuancen.

Fotografen wie William Eggleston und Joel Meyerowitz erkannten die künstlerischen Möglichkeiten, die die Farbfotografie bot, und nutzten sie, um die Straße in einem ganz neuen Licht zu zeigen.

Credit: https://www.flickr.com/photos/libbyrosof/2868318033

In diesem Kontext kamen auch postmoderne Ansätze und Experimente zum Vorschein, die die Grenzen der Streetfotografie weiter ausdehnten.

Fotografen begannen, mit ungewöhnlichen Perspektiven, abstrakten Kompositionen und kreativen Techniken zu experimentieren, um die Straße und ihre Bewohner auf neue und überraschende Weisen darzustellen.

Zu den einflussreichsten Fotografen dieser Zeit gehörten Garry Winogrand, Diane Arbus, Helen Levitt und Joel Meyerowitz. Winogrand, oft als "der Prinz der Straßenfotografie" bezeichnet, war bekannt für seine dynamischen, oft chaotischen Bilder des amerikanischen Lebens.

Arbus hingegen, faszinierte mit ihren intensiven Porträts von Menschen am Rande der Gesellschaft.

Levitt, eine Meisterin der Schwarz-Weiß-Fotografie, fand ihre Inspiration in den Kindern und den Straßenszenen ihrer Heimatstadt New York.

Und Meyerowitz, einer der Pioniere der Farbfotografie, nutzte Farbe, um die Stimmung und Atmosphäre der Straße einzufangen.

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war eine aufregende Zeit für die Streetfotografie.

Sie zeigte uns, dass die Straße nicht nur ein Ort ist, an dem das Leben passiert, sondern auch ein Ort, an dem Kunst entsteht.

Und sie erinnerte uns daran, dass in jedem Moment, in jeder Ecke, in jedem Menschen eine Geschichte wartet, die erzählt werden will.

Streetfotografie im digitalen Zeitalter

Zusammengefasst:

  • Mit der Verbreitung digitaler Kameras und Smartphones wurde die Streetfotografie im 21. Jahrhundert zugänglicher und populärer denn je.

  • Social-Media-Plattformen wie Instagram ermöglichen es Fotografen, ihre Arbeiten einem globalen Publikum zu präsentieren.

  • Es gibt jedoch auch Debatten über Privatsphäre und Ethik in der Streetfotografie, da die leichtere Zugänglichkeit auch Missbrauchspotenzial mit sich bringt.

  • Fotografen wie Bruce Gilden und Martin Parr haben weiterhin die Grenzen der Streetfotografie erweitert, indem sie sie in neue Kontexte einbringen und mit unterschiedlichen Stilen und Techniken experimentieren.

Die Technologie schreitet mit einer Geschwindigkeit voran, die manchmal atemberaubend ist.

Und in der Welt der Streetfotografie hat das digitale Zeitalter einen echten Wendepunkt markiert.

Mit der Einführung von digitalen Kameras und Smartphones wurde das Fotografieren zugänglicher und vielseitiger als je zuvor.

Digitale Technologien haben die Art und Weise, wie wir fotografieren, grundlegend verändert.

Die Möglichkeit, tausende von Bildern auf einer Speicherkarte zu speichern und sie sofort anzusehen, hat die Streetfotografie schneller und experimenteller gemacht.

Nicht mehr durch Filmrollen begrenzt, können Fotografen nun mehr Risiken eingehen, neue Techniken ausprobieren und ihre Vision in Echtzeit verfeinern.

Aber das ist noch nicht alles. Durch Bildbearbeitungssoftware können Fotografen ihre Bilder nach der Aufnahme weiter verfeinern und kreativ bearbeiten.

Sie können Farben anpassen, Kompositionen optimieren und sogar Elemente hinzufügen oder entfernen, um das perfekte Bild zu schaffen. Dabei geht es nicht darum, die Realität zu verfälschen, sondern darum, die eigene künstlerische Vision zu verwirklichen.

Gleichzeitig hat Social Media die Verbreitung und Popularisierung der Streetfotografie enorm beeinflusst. Plattformen wie Instagram, Flickr und Facebook haben es jedem ermöglicht, seine Bilder mit der Welt zu teilen und Feedback zu erhalten.

Sie haben auch dazu beigetragen, eine weltweite Gemeinschaft von Streetfotografen zu schaffen, die sich gegenseitig inspirieren und unterstützen.

Nicht zuletzt habe ich ja auch meinen eigenen Youtube Kanal rund um die Fotografie gestartet, auf dem du unter anderem meine Streetfotografie Fotowalks siehst:

In dieser digitalen Landschaft gibt es zahlreiche aktuelle Trends und bemerkenswerte Fotografen.

Der Trend zur Handyfotografie zum Beispiel, hat die Straßenfotografie demokratisiert und ermöglicht es jedem, mit seinem Handy erstaunliche Bilder zu machen.

Fotografen wie Eric Kim, Thomas Leuthard und Paola Franqui “monaris” haben diese Technologie genutzt, um einzigartige und inspirierende Arbeiten zu schaffen.

Wenn es dich interessiert, welche Fotografen ich als Vorbild habe, kann ich dir mein Youtube-Video zu dem Thema empfehlen:

Wenn du Tipps für deine eigene Streetfotografie brauchst, ist vielleicht einer der folgenden Artikel für dich spannend:

Quellenangabe

Für diesen Artikel zu Street Photography wurden Informationen aus folgenden Quellen genutzt:

  1. "Street Photography" - Encyclopedia Britannica​

  2. "Vivian Maier: Out of the Shadows" - Book by Richard Cahan and Michael Williams​​.

  3. "Photographing the Mexican Revolution" - Book by John Mraz​

  4. "Diane Arbus: An Aperture Monograph" - Book by Diane Arbus and Doon Arbus​

  5. "William Klein: Life Is Good & Good for You in New York" - Book by William Klein​

  6. "Garry Winogrand: All Things are Photographable" - Documentary by Sasha Waters Freyer​

  7. "Looking In: Robert Frank's The Americans" - Book by Sarah Greenough, Philip Brookman, Martin Gasser, Robert Frank, and John Hanhardt​

  8. "Brassaï: Paris by Night" - Book by Brassaï and Paul Morand​

  9. “Die Geschichte von Leica” - Internetseite von Leica.

 

 
Timo Nausch