5 Ausreden die dich an deiner fotografischen Weiterentwicklung hindern

 

In manchen Gesprächen mit anderen Fotografen bekomme ich zu hören, warum sie dieses oder jenes nicht fotografieren können. Vieles davon klingt für mich jedoch nach einer schlichten Ausrede.

Welche Ausreden solltest du also vermeiden? Und wir schaffst du es, dich trotzdem als Fotograf weiter zu entwickeln.

 

Beliebte Ausreden unter Fotografen

1. “zu schlechte Ausrüstung”

Du kennst das sicher: Du sitzt da, schaust dir die Fotos von anderen an und denkst dir: „Wenn ich nur die gleiche Ausrüstung hätte wie sie, dann könnte ich auch solche Bilder machen.“

Aber lass mich dir etwas sagen: Das ist eine Ausrede. Eine Ausrede, die dich davon abhält, besser zu werden. Ich war selbst schon in dieser Situation und weiß, wie leicht es ist, die Schuld auf die Ausrüstung zu schieben.

Aber die Wahrheit ist: Es ist nicht die Kamera, die das Bild macht, sondern du.

Ich persönlich fotografiere zum Beispiel manchmal mit meiner Fuji X100VI. Ansonsten habe ich noch ein Sony-System im Einsatz, und ja, der Autofokus von Sony ist um ein Vielfaches besser. Ich könnte mich jetzt stundenlang darüber beschweren, dass meine Fuji nicht so schnell fokussiert und ich dadurch vielleicht ein paar Bilder verpasse. Aber das bringt mich nicht weiter.

Stattdessen habe ich mir die Frage gestellt: Brauche ich wirklich zu 100 % scharfe Fotos? Oder reicht es, wenn sie „scharf genug“ sind?

Ich habe meine eigene Erwartungshaltung heruntergeschraubt. Denn für wirklich gute Street-Fotos ist die letzte technische Perfektion gar nicht notwendig. Es geht darum, was das Bild aussagt, welche Geschichte es erzählt.

Und dann habe ich mich mit manuellem Fokus und Zonenfokus beschäftigt. Dadurch habe ich die Kontrolle über den Fokuspunkt selbst übernommen und mich nicht mehr auf die Technik verlassen. Das Ergebnis? Ich habe gelernt, mit den Grenzen meiner Ausrüstung umzugehen und trotzdem großartige Fotos zu machen.

Es ist leicht, die Schuld auf die Ausrüstung zu schieben. Aber wenn du wirklich besser werden willst, musst du aufhören, Ausreden zu machen.

Nehmen wir zum Beispiel die Künstler der Renaissance: Ein Da Vinci hatte viel schlechtere Werkzeuge als wir heute. Blau war damals eine Farbe, die so teuer war, dass sie nur für die Elite und den Adel reserviert war.

Trotzdem haben die Maler der damaligen Zeit Meisterwerke geschaffen. Und du? Du hast Zugang zu Technologien und Materialien, von denen sie nur träumen konnten.

Also hör auf zu sagen: „Wenn ich nur bessere Ausrüstung hätte.“ Denn das ist nur eine Ausrede, die dich davon abhält, dein volles Potenzial auszuschöpfen. Es geht nicht darum, die neueste Kamera zu besitzen, sondern darum, das Beste aus dem zu machen, was du hast.

Übernimm die Verantwortung für deine Kreativität. Denn am Ende des Tages geht es darum, etwas zu erschaffen – nicht darum, die teuersten Werkzeuge zu besitzen.

 

2. “Ich habe keine Zeit”

„Ich habe keine Zeit“ – das ist eine der häufigsten Ausreden, die ich höre, wenn es darum geht, warum Menschen nicht mehr fotografieren oder sich fotografisch weiterentwickeln.

Und ja, ich verstehe das. Du hast einen Job, eine Familie, Verpflichtungen, und der Tag hat nur 24 Stunden. Aber lass mich dir etwas sagen: Zeit ist immer eine Frage der Prioritäten. Es geht nicht darum, ob du Zeit hast, sondern darum, wofür du sie nutzt.

Ich höre oft Sätze wie: „Du hast es leicht, du bist Vollzeit-Fotograf und YouTuber. Du kannst dich den ganzen Tag mit Fotografie beschäftigen.“

Klar, ich habe bewusst einen Weg gewählt, der mir mehr Raum für Fotografie lässt. Aber das bedeutet nicht, dass du keine Zeit finden kannst.

Schau mal ehrlich auf deine Screen-Time: Wie viele Stunden verbringst du damit, durch Social Media zu scrollen, Videos zu schauen oder dich im Internet zu verlieren? Und wie viel von dieser Zeit könntest du stattdessen mit Fotografie verbringen?

Wenn ich raten müsste ist es nicht so, dass du keine Zeit hast – es ist eher, dass du sie anders priorisierst.

Ich finde, Fotografie lässt sich wunderbar in den Alltag integrieren. Du musst nicht stundenlang explizit Zeit dafür blocken. Stattdessen kannst du sie zu einem natürlichen Teil deines Lebens machen.

Ich habe zum Beispiel immer eine kompakte Kamera dabei, wenn ich unterwegs bin. So kann ich in jeder Situation fotografieren, ohne dass es viel Aufwand bedeutet.

Und selbst wenn ich keine Kamera dabei habe, trainiere ich meinen fotografischen Blick. Ich achte auf Motive, überlege, wie ich sie inszenieren würde, welche Brennweite oder Kameraeinstellung ich nutzen würde.

Das kostet keine extra Zeit, aber es schärft meine Kreativität und meinen Blick für Details.

Wenn ich dann tatsächlich Zeit habe, um gezielt zu fotografieren, bin ich viel besser vorbereitet. Ich weiß, welche Motive ich suche, und kann das Maximum aus der Zeit herausholen.

Es geht nicht darum, ständig perfekte Fotos zu machen, sondern darum, deine Fähigkeiten zu trainieren und deine Leidenschaft am Leben zu halten.

Also hör auf zu sagen, du hättest keine Zeit. Es ist nicht die Zeit, die dir fehlt, sondern die Priorität, die du der Fotografie gibst. Du kannst sie in deinen Alltag einbauen, ohne dass es dich überfordert.

Fang klein an, nutze die Momente, die du hast, und du wirst sehen: Es ist einfacher, als du denkst.

 

3. “Die anderen hatten einfach mehr Glück”

„Die anderen hatten einfach mehr Glück“ – diese Ausrede höre ich immer wieder, und sie macht mich regelrecht wütend. Warum? Weil sie nichts anderes ist als ein Versuch, die Verantwortung von sich zu schieben.

Es ist so einfach zu sagen, dass jemand anderes nur erfolgreich ist, weil er Glück hatte, reiche Eltern oder die richtigen Connections. Aber damit entziehst du dich selbst der Verantwortung für deinen eigenen Weg. Und das ist nicht nur unfair, sondern auch völlig unrealistisch.

Ich glaube fest daran, dass das, was wir als „Glück“ bezeichnen, in Wirklichkeit das Ergebnis von harter Arbeit, Übung und Erfahrung ist.

Ja, es gibt Menschen, die scheinbar über Nacht erfolgreich werden – ein Musiker, der plötzlich einen Hit hat, ein YouTuber, der über Nacht Millionen von Abonnenten gewinnt.

Aber was du nicht siehst, sind die Jahre, die diese Person investiert hat, um besser zu werden. Die unzähligen Stunden des Trainings, des Scheiterns und des Wiederaufstehens. Das ist kein Glück. Das ist Hingabe.

Stell dir vor, du gehst ins Casino und setzt einmal auf Schwarz. Ob du gewinnst oder verlierst, hängt tatsächlich vom Glück ab. Aber wenn du 100 Mal auf Schwarz setzt, wirst du irgendwann gewinnen. Nicht wegen Glück, sondern weil du oft genug gespielt hast.

Genauso ist es mit der Fotografie. Du kannst einmal rausgehen, ein paar Fotos machen und hoffen, dass du zufällig ein tolles Motiv erwischst. Oder du gehst 100 Mal raus, investierst Zeit, machst Fehler, lernst daraus – und irgendwann belohnt dich das Ergebnis. Das ist kein Glück. Das ist die Arbeit, die du investiert hast.

Ich verstehe, dass es frustrierend sein kann, wenn andere scheinbar mühelos Erfolg haben. Aber anstatt neidisch zu sein oder ihr Glück als Ausrede zu nutzen, solltest du dich fragen: Was kann ich tun, um besser zu werden? Wie kann ich meine Fähigkeiten verbessern? Denn am Ende des Tages ist es deine Arbeit, deine Hingabe und deine Bereitschaft, dranzubleiben, die den Unterschied machen.

Also hör auf, anderen ihr „Glück“ vorzuwerfen. Konzentriere dich stattdessen auf das, was du kontrollieren kannst: deine eigene Entwicklung. Denn Erfolg ist kein Zufall – er ist das Ergebnis von harter Arbeit und der Bereitschaft, immer wieder aufzustehen, auch wenn es mal nicht klappt. Und das gilt auch für die Fotografie.

 

4. “XYZ hat das doch auch nicht gemacht”

Es ist einfach, sich hinter den Erfolg anderer zu verstecken und zu sagen: „Wenn der oder die das nicht macht, warum sollte ich dann?“ Aber lass mich dir etwas sagen: Diese Denkweise hält dich nur davon ab, dein volles Potenzial auszuschöpfen.

Ich sehe das immer wieder: Ein berühmter Fotograf benutzt eine bestimmte Technik nicht, deshalb bist du der Meinung du musst sie auch nicht lernen.

Oder ein erfolgreicher Künstler arbeitet nicht hart, also warum sollte man selbst es tun?

Das Problem dabei ist, dass du nicht diese Person bist. Du weißt nicht, welche Umstände, Lebenserfahrung, Talente oder Glücksmomente sie hatten, um dorthin zu kommen, wo sie jetzt sind.

Und vor allem: Du weißt nicht, ob du denselben Erfolg haben wirst, wenn du es genauso machst wie sie.

Es ist wichtig, Vorbilder zu haben und von ihnen zu lernen. Aber es ist ein großer Unterschied, ob du sagst: „Diese Person hat das erreicht, also inspiriert mich das, härter zu arbeiten“ oder „Diese Person hat das nicht gemacht, also muss ich es auch nicht tun“.

Die erste Einstellung treibt dich voran, die zweite hält dich zurück. Sie ist eine Ausrede, um dich vor der Arbeit zu drücken.

Zudem finde ich es wichtig, nicht nur ein einzelnes Vorbild zu haben. So kannst du dir die Schwarmintelligenz zunutze machen.

Wenn ein einzelner Fotograf etwas macht oder nicht macht, dann ist es schwer zu bewerten, wie sinnvoll es ist, diesem Vorgehen zu folgen.

Wenn du aber 10 oder 20 Vorbilder hast und ein Muster erkennst, welche Dinge all diese Personen gemeinsam haben, dann kannst du auch viel mehr Gewicht auf die Relevanz dieser Handlung legen.

Ich beschäftige mich sehr viel mit Biografien erfolgreicher Menschen im Business Bereich. Ein Muster das sich immer und immer wieder herausstellt: Diese Menschen haben härter gearbeitet und mehr gemacht als der Durchschnitt. Und mehr zu arbeiten hat diese Personen nie schlechter gemacht.

Für mich in der Fotografie heißt das also: Je mehr ich fotografiere und je öfter ich mit der Kamera arbeite, desto mehr Arbeit investiere ich in das Thema. Und anhand meiner bisherigen Erfahrungen wird das über einen ausreichend großen Zeitraum dazu führen, dass ich selbst besser und somit erfolgreicher werde als die meisten.

Denk daran: Leonardo da Vinci konnte sich vielleicht bestimmte Freiheiten erlauben, aber du bist nicht da Vinci. Du kannst nicht erwarten, dass du denselben Erfolg hast, wenn du dieselben Abkürzungen nimmst.

Stattdessen solltest du davon ausgehen, dass du keine Sonderbehandlung bekommst. Du musst die Arbeit investieren, die Gewohnheiten aufbauen und dich kontinuierlich verbessern. Nur so kannst du langfristig profitieren.

Also hör auf zu sagen: „XYZ hat das doch auch nicht gemacht.“ Du bist nicht XYZ. Du hast deinen eigenen Weg, deine eigenen Herausforderungen und dein eigenes Potenzial. Konzentriere dich darauf, was du tun kannst, um besser zu werden – nicht darauf, was andere nicht tun.

Denn am Ende des Tages geht es nicht darum, was sie erreicht haben, sondern darum, was du erreichen kannst, wenn du dich wirklich anstrengst.

 

5. “Für mich ist das unrealistisch”

Du kennst das bestimmt: Du hast eine Leidenschaft, etwas, das dich wirklich begeistert, aber immer wieder schiebst du es beiseite, weil es „unrealistisch“ erscheint. Vielleicht ist es die Fotografie, vielleicht etwas anderes Kreatives. Du denkst dir: „Das kann doch kein Beruf sein, damit kann man kein Geld verdienen.“ Aber lass mich dir etwas sagen: Diese Stimme in deinem Kopf, die dir sagt, dass es unrealistisch ist, die kommt nicht von dir. Sie wurde dir irgendwann eingepflanzt – von deinen Eltern, von der Gesellschaft, von Lehrern oder anderen Menschen, die es vielleicht gut meinten, aber dir damit unbewusst Grenzen gesetzt haben.

Es gibt unzählige Menschen, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht haben – nicht nur die, die wir aus den Medien kennen, sondern auch die, die im Hintergrund wirken, wie Grafiker, Produzenten oder Fotografen.

Die Wahrheit ist: Es ist nie einfacher gewesen als heute, aus deiner Leidenschaft eine Karriere zu machen. Wir leben in einer Zeit, in der Technologie und soziale Medien dir unzählige Möglichkeiten bieten, deine Arbeit zu zeigen und damit Geld zu verdienen.

Klar, es wird nicht immer einfach sein. Es wird Rückschläge geben, und du wirst hart arbeiten müssen. Aber unmöglich? Nein.

Denk mal darüber nach: Jeder, den du bewunderst – ob Fotograf, Musiker oder Künstler – hat irgendwann angefangen. Sie hatten keine magischen Fähigkeiten, die du nicht auch entwickeln kannst. Sie haben einfach nicht aufgegeben, auch wenn andere gesagt haben, es sei unrealistisch.

Alan Schaller, ein großartiger Street-Fotograf, hat Jahre damit verbracht, sein Handwerk zu perfektionieren. Warum solltest du nicht das gleiche Level erreichen können? Es geht nicht darum, ob es realistisch ist, sondern ob du bereit bist, die Arbeit zu investieren.

Einem Lionel Messi hat man früher gesagt es sei unrealistisch, dass er Profi Fußballer wird. Er sei einfach zu klein. Hat Messi deshalb die Flinte ins Korn geworfen weil sein Traum “unrealistisch” war? Natürlich nicht. Er hat mehr Zeit und Arbeit in sein Training gesteckt als die meisten anderen. Und ist damit zu einem der erfolgreichsten Fußball überhaupt geworden.

Von daher sehe ich das so: Selbst wenn du scheiterst, hast du mehr gewonnen, als wenn du es nie versucht hättest. Denn du wirst etwas gelernt haben, du wirst gewachsen sein.

Ich persönlich hätte mir vor ein paar Jahren auch denken können: “Es ist unrealisitsch, dass ich irgendwann mal einen erfolgreichen Youtube Kanal habe und sich Menschen für meine Meinung interessieren.” Trotzdem habe ich angefangen Videos zu posten. Und heute? Habe ich einen Kanal mit über 10.000 Abonnenten der ständig weiter wächst.

Also, was ist das, was dich wirklich begeistert? Was hat dich als Kind glücklich gemacht, das du vielleicht aus den Augen verloren hast? Hör auf, dir selbst Grenzen zu setzen, und fang an, daran zu glauben, dass es möglich ist. Denn das ist es.

 

 
Timo Nausch