Nutzt du die korrekte ISO für deine Kamera?

 

Unter Fotografen ist es weit verbreitet, einfach ISO 100 einzustellen und zu denken, dass dies die beste Einstellung für jedes Foto ist.

Weniger bekannt ist jedoch die Tatsache, dass jeder Kamerasensor eine native ISO hat. Nicht jeder kennt diesen Wert für seine Kamera. Und teilweise kann ein höherer ISO Wert sogar zu einer besseren Bildqualität führen.

 

Mehr ISO, weniger Bildrauschen?

Wenn du fotografierst, denkst du wahrscheinlich: Je niedriger die ISO, desto besser. Weniger Rauschen, mehr Qualität – so lernt man’s schließlich. Aber was, wenn ich dir sage, dass manchmal mehr ISO weniger Bildrauschen bedeutet?

Deine Kamera hat nämlich einen Lieblings-ISO-Wert. Den nennt man native ISO. Das ist der Punkt, an dem der Sensor am besten arbeitet.

Bei den meisten Kameras liegt dieser Wert auch bei ISO 100. Daher ist dies auch der Standard geworden, den jeder als “die beste Einstellung” empfiehlt. Weil dies tatsächlcih für die meisten Kameras der Fall ist.

Jedoch ist dies auch nicht allgemeingültig. Nehmen wir mal die Fuji X100VI. Die arbeitet am besten mit ISO 125 – nicht 100.

Wenn du also denkst, du wärst bei ISO 100 auf der sicheren Seite, liegst du in dem Fall knapp daneben. Die Qualität ist bei ISO 125 tatsächlich besser.

Noch spannender wird’s bei Kameras mit zwei nativen ISO-Werten, zum Beispiel der Sony A7C II. Die hat ihren ersten optimalen Punkt bei ISO 100. Dann steigt das Rauschen – ganz normal.

Aber plötzlich, bei ISO 400, geht das Rauschen wieder runter. Warum? Weil ISO 400 der zweite native Wert ist.

Das bedeutet: Ein Foto bei ISO 320 sieht schlechter aus als eins bei ISO 400. Völlig gegen die Logik, oder?

Das zeigt: Du kannst mit einem höheren ISO-Wert manchmal bessere Ergebnisse bekommen. Nicht immer, aber manchmal. Deshalb lohnt es sich, für deine Kamera nachzusehen, wo diese optimalen Punkte liegen.

Es gibt Webseiten, die dir das genau zeigen – einfach den Kameranamen eingeben und du bekommst eine Übersicht zur genauen ISO Performance. Die Website ist nicht zwingend hübsch, aber die Infos sind extrem spannend und dennoch anschaulich.

Und falls du jetzt denkst: „Aber sehe ich das mit dem Auge überhaupt?“ – wahrscheinlich nicht wirklich. Moderne Sensoren sind richtig gut geworden. Ob du ISO 80 oder 100 nutzt, macht mit bloßem Auge kaum einen Unterschied.

Aber wenn du das Maximum aus deinen Bildern rausholen willst, lohnt es sich, deine Kamera ein bisschen besser kennenzulernen. Außerdem finde ich es super spannend, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kameras herauszufinden.

 

Ähnliches Bild beim Dynamikumfang

Klare Details, schöne Farben, nichts Überbelichtetes, nichts im Dunkeln verloren. Dafür brauchst du einen guten Dynamikumfang – also möglichst viele Infos in hellen und dunklen Bereichen.

Jetzt denkt man schnell: Je niedriger die ISO, desto besser der Dynamikumfang. Und das stimmt meistens auch. Bei ISO 100 hast du oft das Maximum an Bildqualität. Du bekommst viele Details in den Schatten, ohne dass die Lichter ausbrennen.

Aber wie so oft bei Kameras: Es gibt Ausnahmen. Auch hier spielt der native ISO-Wert wieder eine Rolle. Denn dein Sensor arbeitet bei bestimmten ISO-Werten besonders gut. Und das kann dazu führen, dass der Dynamikumfang plötzlich wieder besser wird, obwohl du die ISO eigentlich höher stellst.

Nehmen wir nochmal die Sony A7C II. Bis ISO 400 wird der Dynamikumfang langsam weniger – also ganz normal. Doch genau bei ISO 400 springt er wieder leicht nach oben. Das Bild wird an dieser Stelle sogar besser als bei ISO 320. Verrückt, oder?

Der Grund: Die Kamera hat bei ISO 400 ihren zweiten nativen Punkt. Dort läuft der Sensor wieder auf Hochtouren. Das zeigt, dass höhere ISO-Werte nicht immer gleich schlechtere Qualität bedeuten.

Klar, wenn du mit ISO 3200 oder 6400 arbeitest, sieht man irgendwann deutliche Unterschiede. Dann geht Qualität verloren, das Rauschen wird stärker und der Dynamikumfang bricht ein.

Aber in den ersten paar hundert ISO-Stufen musst du dir nicht gleich Sorgen machen. Die Unterschiede sind oft so gering, dass du sie mit dem bloßen Auge kaum siehst.

Also keine Panik vor höheren ISO-Werten – manchmal steckt sogar ein Vorteil drin.

 

 
Timo Nausch