So startest du dein eigenes Fotoprojekt - Schritt für Schritt Anleitung
Ich spreche gerne davon, wie wichtig und sinnvoll ein eigenes kleines Fotoprojekt sein kann. Viele andere Fotografen geben ähnlich Tipps.
Selten geht es aber darum, wie man an so ein Thema heran geht. Deshalb will ich dir hier Schritt für Schritt zeigen, wie du dein eigenes Fotoprojekt starten kannst.
Schritt 1 - Inspiration & Recherche
Du willst ein eigenes Fotoprojekt starten, weißt aber nicht so richtig, wo du anfangen sollst? Dann ist der erste Schritt ganz einfach: Du brauchst Futter für deinen Kopf. Inspiration.
Also: Sammle. Und zwar alles, was dich visuell irgendwie anspringt. Farben, Lichtstimmungen, schräge Perspektiven, coole Typo, Zitate, kleine Details, die dir im Kopf hängen bleiben.
Das kann digital sein – zum Beispiel mit Pinterest oder Milanote – oder ganz altmodisch mit Magazinausschnitten und Skizzen. Hauptsache, es landet auf deinem Moodboard - also eine Art Collage, die zeigt, was dich anspricht. Kein Meisterwerk, nur ein Sammelplatz für deine Ideen.
Schau dir dafür Fotobücher an, Blogs, Insta-Accounts, Ausstellungen, was auch immer. Wichtig ist: Guck genau hin. Wie erzählen andere ihre Geschichte? Was für Farben nutzen sie? Wie spielen sie mit Licht und Schatten? Und vor allem: Was fühlst du, wenn du die Bilder siehst?
Schreib dir auf, was hängen bleibt. Irgendwann merkst du, welche Richtung dir gefällt. Und das ist der Startpunkt für dein eigenes Ding.
Und wenn du schon eine grobe Idee hast: Perfekt. Dann schau, ob andere schon mal was Ähnliches gemacht haben. Nicht zum Abkupfern, sondern um zu verstehen, was möglich ist. Wie groß so ein Projekt sein kann. Welche Perspektiven es gibt.
Je mehr du sammelst, desto klarer wird dein Bild im Kopf. Und irgendwann merkst du: Jetzt hab ich’s. Jetzt weiß ich, was ich machen will.
Schritt 2 - Konzept entwickeln
Für ein richtiges Projekt braucht es als nächstes ein Konzept - eine Art Fahrplan, an dem wir uns orientieren können.
Dafür haben wir die Ideen aus Schritt 1 gesammelt. Damit du eine gewisse Orientierungshilfe hast.
Überleg dir zuerst: Was willst du eigentlich zeigen? Menschen oder Dinge? Situationen aus dem echten Leben oder eher etwas Künstlerisches, Abstraktes? Je genauer du das eingrenzt, desto klarer wird dein Weg.
Zum Beispiel: Geht es dir um das Leben in deiner Stadt? Um die Veränderungen in einem bestimmten Viertel? Oder willst du Menschen zeigen, die einem bestimmten Hobby nachgehen?
Dann kommt die nächste Frage: Was genau willst du erzählen? Du brauchst keine wissenschaftliche Arbeit – aber ein klarer Ansatz hilft dir, dich nicht zu verzetteln.
Zum Beispiel: „Welche Hobbys sehe ich am häufigsten in meiner Stadt?“ Oder: „Was sagen alte Ladenfassaden über vergangene Zeiten aus?“ So ein Satz hilft dir beim Fotografieren, weil du immer wieder drauf zurückkommen kannst.
Jetzt denk darüber nach, wo du dein Projekt zeigen willst. Nur online in einer Slideshow? In einem Buch? Oder träumst du sogar von einer Ausstellung?
Jedes Format stellt andere Anforderungen an deine Bilder. Ein Bildschirm braucht andere Farben und Auflösungen als ein Druck. Und ein Buch? Das lebt vom Rhythmus. Laut und leise. Stark und ruhig. Du brauchst Highlights – aber auch Fotos, die Pausen schaffen.
Überleg dir auch, wie du die Geschichte aufbauen willst. Soll es eine feste Reihenfolge geben? Oder funktioniert jedes Bild auch für sich allein? Vielleicht arbeitest du in kleinen Serien, die zusammen ein großes Ganzes ergeben. Hauptsache: Du hast einen Plan.
Und dann kommt der kreative Teil: Welche Bildsprache passt zu deinem Thema? Farbe oder Schwarz-Weiß? Weiches Licht oder starke Kontraste? Groß, klein, nah, weit? Willst du eher Emotionen einfangen oder Strukturen zeigen? All das hängt von deinem Thema ab – und davon, wie du es fühlbar machen willst.
Schließlich: Technik - du solltest wissen, was du brauchst. Möchtest du mit natürlichem Licht arbeiten oder brauchst du einen Blitz? Reicht dein Objektiv oder brauchst du vielleicht ein Weitwinkel? Notier dir, was du hast – und was du vielleicht leihen oder improvisieren musst.
Am Ende geht’s nicht darum, alles perfekt zu planen. Aber wenn du dein Konzept klar hast, fällt dir alles andere viel leichter. Du wirst gezielter fotografieren – und du wirst schneller merken, wenn etwas nicht zum Projekt passt.
Schritt 3 - Umsetzung planen
Du willst loslegen, aber ohne Plan wird’s schnell chaotisch. Deshalb brauchst du einen klaren Ablauf. Kein starrer Zeitplan, der dir den Spaß nimmt – aber ein grober Plan, der dich dranbleiben lässt.
Denk in Etappen. Kleine Ziele, die du abhaken kannst und auch spürst, dass du Fortschritte machst. Das hilft mit der Motivation.
Als ich meinen Streetfotografie Guide für München geschrieben habe, bin ich die Runden selbst abgegangen und habe im ersten Schritt versucht zu optimieren. Wo waren langweilige Bereiche, wie kann man die verbessern, ist die Route stimmig?
Wenn ich daran einen Haken setzen konnte, kam es an die Foto-Auswahl. Hatte ich schon genug zeigenswerte Aufahmen aus dieser Route um ausreichend visuelle Inspiration liefern zu können? Wenn “Nein” war mein nächstes Etappenziel, genau die fehlenden Fotos zu produzieren, bis ich mit dieser Route fertig war. Und dann habe ich mich an die nächste Route gesetzt.
Es hilft auch, wenn du deine Orte kennst oder scouten gehst. Schau sie dir vorher an. Ist das Licht gut? Kommt man da einfach hin? Brauchst du eine Genehmigung?
Wenn du das geklärt hast, kannst du das Shooting planen. Brauchst du Models? Requisiten? Jemanden, der dir assistiert? Musst du in eine andere Stadt um dein Projekt überhaupt umsetzen zu können? Hol dir Hilfe, wenn’s nötig ist. Und überleg, was das Ganze kostet. Fahrt, Technik, Druck – Kleinkram summiert sich.
Bevor du aber alles ins kleinste Detail planst: Teste! Schnapp dir deine Kamera und probier aus, was funktioniert. Licht, Blickwinkel, Posen – manchmal wirkt das im Kopf ganz anders als später auf dem Bild. Lieber jetzt merken, als beim echten Shooting enttäuscht sein.
Was ich von Fotografen gelernt habe, die regelmäßig Awards gewinnen: Fang auch früh damit an, ein Logbuch zu führen. Schreib auf, wann und wo du fotografiert hast, was gut lief und was nicht. Das hilft dir später beim Auswählen und Bearbeiten. Gleichzeitig erinnerst du dich dadurch aber auch an kleine Details, die z.B. eine Jury bei einem Fotowettbewerb hören will, oder die du als Begleittext in einem Fotobuch aufnehmen könntest.
Ein Tipp von Videoproduktionen: Mach bei jedem Motiv gleich mehrere Varianten (wenn du kannst). Nah, fern, hoch, quer – gib dir später beim Sortieren mehr Spielraum. Manchmal ist das Bild, das du fast gelöscht hättest, am Ende das Beste. Und an der Location 1000x dasselbe Foto aufnehmen ist eher zeitverschwendung. Lieber etwas Variation ermöglichen, wenn du dein Projekt später zusammenstellst.
Und denk dran: Dein Plan ist kein Gefängnis. Er soll dir helfen, nicht dich blockieren. Testen, anpassen, weitermachen – so kommst du Schritt für Schritt zu deinem fertigen Fotoprojekt.
Schritt 4 - Loslegen
Irgendwann reicht es aber auch mit der ganzen Planung und Vorbereitung. Am Ende willst du ja mit deiner Kamera tolle Fotos aufnehmen. Daher ist spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo du auch wirklich loslegen solltest.
Denn ein guter Plan ist zwar wichtig, aber in der praktischen Umsetzung wird es sowieso unerwartete Hindernisse geben, die du dann spontan lösen musst.
Außerdem sind all diese Schritte auch nur Orientierungshilfen. Wenn dir einzelne Punkte unlogisch erscheinen oder du lieber anders vorgehst, dann mach das genau so, wie du es für richtig hältst.
Am Ende geht es ja vor allem darum, dass du Spaß an deinem Projekt hast und etwas erschaffst, auf das DU stolz bist!