Fuji X100VI auf Reisen: Beste Kompaktkamera mit großen Schwächen?
Seit ca. einem Jahr habe ich die Fuji X100VI. Da ich viel unterwegs bin, kann ich sagen: Sie ist eine der besten Kompaktkameras für Reisen… Und gleichzeitig eine der schlechtesten Kameras dafür.
Hier schauen wir uns die Vor- & Nachteile der X100 für Travel Fotografie an.
Vorteile der X100VI für Reisen
1. Eine Kamera die man immer dabei hat
Wenn du unterwegs bist – sei es in der Stadt, in den Bergen oder am Strand – willst du nicht lange überlegen, ob du die Kamera überhaupt mitnimmst. Und genau da zeigt die Fuji X100VI, was sie wirklich kann.
Sie ist so klein und leicht, dass du sie einfach einsteckst und losgehst. Keine große Kameratasche, keine extra Objektive, kein Schleppen. Nur du und die Kamera.
Das klingt erstmal simpel, aber es macht einen riesigen Unterschied. Bei größeren Kameras wie meiner Sony A7CII frage ich mich oft: Lohnt sich das wirklich? Habe ich Platz? Ist es mir das Gewicht wert?
Diese Fragen stelle ich mir bei der X100VI nie. Ich nehme sie einfach mit – immer.
Ich hatte sie schon bei langen Wanderungen in den Alpen dabei, bei spontanen Ausflügen in die Stadt oder beim Schlendern über Märkte.
Sie ist so unauffällig, dass man oft vergisst, dass man überhaupt eine „richtige“ Kamera dabeihat. Und weil sie so schick aussieht, greift man auch gerne danach. Klingt komisch, aber das Design motiviert wirklich, sie zu benutzen.
Natürlich ist es kein besonders gutes Verkaufsargument für eine Kamera, aber das Design ist einfach ansprechend. Und ich habe schon von Leuten gehört, die diese Kamera eher als Modestück tragen und nicht zwingend fotografieren wollen.
Im Zweifel gilt aber auch in diesem Fall - es ist auf jeden Fall schon einmal eine Kamera dabei. Wenn sich also eine tolle Fotomöglichkeit ergibt, hat man direkt eine passende Kamera zur Hand.
2. Leaf Shutter
Stell dir vor, du bist in einem stillen Tempel in Kyoto. Alles ist ruhig, nur das leise Knistern deiner Schritte auf dem Kiesweg ist zu hören. Dann hebst du die Kamera. Klick. Oder besser gesagt: fast kein Klick.
Denn der Leaf Shutter ist extrem leise. Kein lautes „Klack“ wie bei anderen Kameras. Niemand dreht sich um. Niemand schaut dich schief an. Du bist da – aber störst nicht. Das fühlt sich gut an.
Warum das so ist? Der Leaf Shutter sitzt direkt in der Linse. Er besteht aus kleinen Blättchen, die sich blitzschnell öffnen und wieder schließen. Wie eine Blume, die sich für einen Moment zeigt und dann wieder zusammenfaltet. Diese Technik gibt es schon seit über 100 Jahren, aber sie ist heute noch Gold wert – gerade wenn man unauffällig fotografieren will.
Auch in der Stadt zeigt der Leaf Shutter, was er kann. Wenn du auf der Straße Menschen fotografierst, willst du keine Aufmerksamkeit erregen. Keine Kamera, die knallt wie ein altes Garagentor.
Die X100VI bleibt dezent. Fast wie ein Ninja – und das liegt eben auch an diesem kleinen, unterschätzten Teil in der Linse.
Für mich ist das auf Reisen ein echter Pluspunkt. Ich muss nicht überlegen, ob ich jemanden störe. Ich kann Momente festhalten, ohne sie zu zerstören. Gerade bei spontanen Aufnahmen macht das einen großen Unterschied.
Klar, der Leaf Shutter ist nicht perfekt. Er ist technisch aufwendiger und in manchen Situationen vielleicht auch langsamer als moderne Verschlüsse. Aber für unterwegs, auf Reisen, für stille Orte und echte Momente – da spielt er seine Stärken voll aus.
Die Fuji X100VI wird damit nicht nur kompakt, sondern auch angenehm still. Und das macht sie zu einer Reisebegleiterin, die man kaum hört – aber umso lieber dabeihat.
3. Fujifilm Farben & JPGs
Die Bilder, die direkt aus der Kamera kommen, sehen meist schon so gut aus, dass man kaum noch etwas daran ändern möchte.
Fujifilm hat einen eigenen Stil, der vielen sofort auffällt. Die Farben wirken weich, warm und irgendwie nostalgisch – fast so, als wären sie auf echtem Film entstanden. Das liegt daran, dass Fuji sogenannte Filmsimulationen anbietet.
Damit kann man den Look alter Filme nachahmen, wie sie früher in analogen Kameras benutzt wurden. Das ist kein Spielerei. Es funktioniert richtig gut.
Viele Reisefotografen nutzen genau das: Sie fotografieren einfach im JPEG-Format, speichern vorher ihr Lieblingsrezept in der Kamera – und das war’s.
Kein langes Bearbeiten am Laptop, kein stundenlanges Herumschieben von Reglern. Die Bilder sehen sehr schnell sehr vorzeigbar aus. Und das spart Zeit. Zeit, die man auf Reisen doch viel lieber für Abenteuer, gutes Essen oder entspannte Spaziergänge am Wasser nutzt.
Ich persönlich fotografiere meist im RAW-Format, also sozusagen in „Rohdaten“. Aber auch da merke ich: Ich muss fast nichts an den Farben machen.
Vielleicht mal etwas Helligkeit anpassen, ein bisschen Schatten hier oder dort. Hauptsächlich das Licht über Masken und lokale Anpassungen etwas herausarbeiten und lenken.
Aber die Farben? Die lasse ich oft, wie sie sind. Fuji hat einfach ein gutes Gespür dafür, wie ein Bild lebendig wirkt, ohne übertrieben zu sein.
4. Ein 35mm ist eine tolle Reisebrennweite
Die Kamera hat eine Brennweite von 35 mm (umgerechnet aufs Vollformat), und die ist für Reisen richtig gut geeignet.
Warum? Weil 35mm so ein kleines Allround-Talent ist. Es ist weit genug, um schöne Landschaften einzufangen. Gleichzeitig ist es nah genug, um auch Menschen oder Details gut abzulichten, ohne dass alles winzig aussieht.
Es ist so ein Mittelding – ein Kompromiss in beide Richtungen, aber dadurch ein toller Allrounder.
Klar, wenn du wilde Tiere aus 100 Metern Entfernung fotografieren willst, kommst du damit nicht weit. Aber mal ehrlich: Die meisten von uns laufen nicht mit Safari-Plänen durch Rom, Tokio oder Kapstadt. Die meisten wollen ein paar Schnappschüsse machen – von einer coolen Straßenszene, einem Teller Pasta, einem Sonnenuntergang über dem Meer. Und genau dafür passt 35mm perfekt.
Außerdem: Die Perspektive bei 35mm ist ziemlich nah an dem, wie wir die Welt mit unseren eigenen Augen sehen. Das macht es viel leichter, eine schöne Szene zu erkennen und direkt ein gutes Foto daraus zu machen. Man muss weniger überlegen, wie das Bild später wirkt – man sieht es einfach und drückt ab.
Gerade auf Reisen, wo man nicht lange rumprobieren will, ist das Gold wert. Kein Objektiv wechseln, kein Zoom-Gefrickel. Kamera raus, Foto machen. Fertig.
Die Nachteile der X100VI auf Reisen
1. Festbrennweite
Eine Sache, die man bei der Fuji X100VI nicht vergessen darf: Sie hat eine Festbrennweite. Ein Zoom-Objektiv ist in vielen Situationen praktischer. Du kannst damit weit entfernte Dinge näher ranholen oder schnell zwischen Weitwinkel und Porträt wechseln, ohne dich zu bewegen.
Gerade auf Reisen, wo du nicht immer weißt, was dich erwartet, klingt das super sinnvoll. Du stehst auf einem Berg, siehst in der Ferne ein kleines Dorf – zack, Zoom rein, Foto gemacht. Mit der Fuji geht das nicht. Du musst näher rangehen. Oder eben akzeptieren, dass der Moment so nicht eingefangen wird.
Ein “Workaround” sind die vielen Megapixel der Kamera. Dadurch kannst du ein Foto im nachhinein einfach etwas enger beschneiden und somit “digital zoomen”.
Aber: Die Festbrennweite macht die Kamera eben auch so super kompakt. Kein großes, schweres Objektiv, kein ewiges Rumschrauben. Die Kamera passt locker in eine kleine Tasche und ist sofort einsatzbereit.
Für viele Reisende ist das ein riesiger Vorteil. Kein Gepäckstress, kein „Welches Objektiv nehm ich heute?“. Einfach draufhalten und abdrücken.
Natürlich gibt es Situationen, in denen man sich mehr Flexibilität wünscht. Ein Zoom wäre da schon nett. Aber am Ende ist es wie so oft: Man kann nicht alles haben. Die Fuji X100VI ist an dieser Stelle bewusst einfach gehalten und das muss man eben mögen oder eben auch nicht.
2. Autofokus
Eigentlich denkt man ja, dass moderne Kameras das mit dem Scharfstellen locker hinkriegen sollten. Aber bei der X100VI ist das nicht ganz so einfach.
In ruhigen Momenten funktioniert alles ganz okay. Wenn du ein schönes Gebäude fotografierst oder eine einzelne Person, dann klappt es meistens. Aber wehe, die Szene wird etwas unübersichtlicher.
Sobald mehrere Menschen im Bild sind oder Bewegung ins Spiel kommt, wird der Autofokus plötzlich ganz nervös. Er springt hin und her, als hätte er selbst keine Ahnung, was eigentlich wichtig ist.
Mal ist das Kind im Vordergrund scharf, dann plötzlich der Baum dahinter, dann irgendwas ganz anderes am Rand. Und genau das ist auf Reisen echt ärgerlich.
Denn oft hast du nur diesen einen Moment. Der Sonnenuntergang über dem Meer, das Kind, das lacht, der Straßenmusiker, der gerade spielt. Du willst einfach nur zuverlässig ein schönes Foto machen. Aber wenn der Autofokus daneben liegt, kannst du den Moment nicht so einfach wiederholen. Und wenn du dann erst zuhause merkst, dass das Bild unscharf ist – tja, Pech gehabt.
Vielleicht bin ich auch einfach verwöhnt. Ich nutze sonst Kameras von Sony, und deren Autofokus ist gefühlt eine eigene Superkraft.
Aber trotzdem: Bei einer Kamera wie der X100VI, die aufgrund ihrer sonstigen Vorteile eigentlich perfekt für Reisen wäre, hätte ich mir beim Thema Fokus einfach mehr Zuverlässigkeit gewünscht.
3. Robustheit der Kamera
Wenn man mit einer Kamera wie der Fuji X100VI auf Reisen geht, erwartet man eigentlich, dass sie einiges aushält. Schließlich landet sie im Rucksack, wird schnell mal ausgepackt, bei Wind und Wetter genutzt – und soll dabei bitte nicht auseinanderfallen.
Ich persönlich hatte mit meiner X100VI noch keine Probleme. Sie funktioniert tadellos. Alles sitzt, nichts wackelt, und auch nach mehreren Reisen sieht sie noch ziemlich gut aus.
Aber: Ich habe auch schon ganz andere Geschichten gehört. Von Leuten, deren Kamera bei Sommerhitze in Kroatien plötzlich anfing, sich selbst zu zerlegen. Gummiteile, die sich lösen, weil der Kleber weich wird. Griffe, die sich ablösen. Nicht gerade das, was man sich unter einer Reisekamera vorstellt.
Ein anderer Fotograf hat mir seine X100VI in die Hand gegeben und ich habe gemerkt, dass sich nach ein paar Monaten intensiver Nutzung die Bedienräder extrem schwergängiger angefühlt haben. Als müsste man beim Einschalten der Kamera erstmal ein kleines Workout machen.
Das klingt irgendwie nicht so, als wäre die Verarbeitung bei allen Geräten gleich gut. Vielleicht hatte ich einfach Glück. Vielleicht auch nicht. Aber es ist etwas, das man wissen sollte, bevor man mit der Fuji auf große Tour geht.
Dazu kommt noch, dass sie zwar offiziell gegen Wetter geschützt ist – aber eben nur dann, wenn man sich zusätzlich noch eine Streulichtblende besorgt. Ohne dieses Teil ist das Objektiv nämlich nicht komplett abgedichtet. Eine komische Entscheidung, wenn man bedenkt, wie viel die Kamera sowieso schon kostet.
Es gibt im Moment einfach noch nicht genug Langzeiterfahrung mit der X100VI. Sie ist noch recht neu auf dem Markt. Aber die ersten Rückmeldungen sind eben gemischt. Und das ist schade.
Denn niemand will auf Reisen plötzlich merken, dass die Kamera schlappmacht. Da möchte man schöne Momente festhalten – und nicht mit abfallenden Gummiteilen kämpfen.
Wie häufig nehme ich die X100VI auf meine Reisen mit?
Wenn ich auf Reisen gehe, landet die Fuji X100VI fast immer in meiner Tasche. Sie ist klein, leicht und macht einfach Spaß. Gerade im Vergleich zu den großen Kameras, die ich sonst oft mitschleppe, fühlt sie sich fast wie ein Urlaub von der Ausrüstung an. Kein schwerer Rucksack, kein ewiges Objektivwechseln.
Trotzdem nehme ich sie nicht immer mit. Es gibt Tage, da bleibt sie im Hotel oder der Wohnung. Vor allem dann, wenn ich genau weiß, dass ich mehr Flexibilität brauche.
Zum Beispiel, wenn ich Tiere fotografieren will oder weit entfernte Motive. Oder weiß ich habe eine hektische Straßenparade oder will bis tief in die Nacht fotografieren. Dann greife ich lieber zu meiner Sony, die in diesen Bereichen einfach mehr Flexibilität bietet.
Für mich ist die X100VI so eine Art „Immer-dabei-Kamera“. Sie nimmt kaum Platz weg, wiegt fast nichts, sieht gut aus und liefert tolle Bilder. Außerdem sehen die Bilder direkt aus der Kamera schon super aus. Die Farben, die Stimmung – das hat Fuji einfach drauf.
Für dich musst du eben entscheiden, was du eher willst: Den Look und die Handlichkeit der X100? Darin macht ihr kaum ein anderer etwas vor.
Wer aber einen Reisebegleiter sucht, auf den er sich blind verlassen kann, sollte sich die X100VI doppelt überlegen, denn darin liegt eben nicht ihre Stärke - und am Ende will man ja Spaß an seinen Fotos haben und sich nicht im Nachhinein über die Kamera ärgern müssen.