5 einfache Posing-Tipps für atemberaubende Portraitfotos

 
 
 

Du bist Fotograf und hast ein Portrait Fotoshooting geplant, aber weißt nicht genau, wie du dein Modell positionieren kannst? Mit diesen Posing Tipps wird dein nächstes Fotoshooting ein Kinderspiel:

Vorbereitung auf dein Portrait Shooting

Als Fotograf ist es wichtig, sorgfältig die Planung eines Portrait-Fotoshootings zu berücksichtigen. Auch für das Posing hat dies einen Einfluss, du solltest dir insbesondere Gedanken machen über:

  • Wahl der Location

  • Wahl des Outfits

Stimme dich daher im Vorfeld mit deinem Modell über diese Punkte ab, damit es zu keinen Missverständnissen und einer klaren Erwartungshaltung kommt.

Beachte, welches Outfit für dein Modell in Frage kommt. Denn auch das Outfit kann die Auswahl möglicher Posen beeinflussen. Ein langes Kleid mit Highheels bietet beispielsweise deutlich weniger Flexibilität und Beweglichkeit als Shorts und ein T-Shirt. 

Es eine gute Idee dem Modell mehrere Outfits zur Auswahl zu stellen oder am besten auch gleich mehrere Kleidungsstücke dabei zu haben, um während des Shootings auch spontan ein Outfit wechseln zu können. 

Bedenke bei deiner Wahl auch die Farben der Kleidung und wie diese in der geplanten Location wirken. Planst du beispielsweise in einem Wald / Park zu fotografieren, sind dunkle Erdtöne hinderlich, da diese zu sehr mit dem Hintergrund verschmelzen und zu wenig Farbkontrast bieten.

Die Wahl der Location ist ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Planung eines Portrait-Fotoshootings. Bedenke im Vorfeld, wie sich die Location auf die Beweglichkeit des Modells auswirken wird. 

Auch hier gilt wieder das Outfiit mit Location abzustimmen. Ein langes Kleid am Strand sieht im Wind bspw. toll aus, kann aber auch schnell nass werden und an deinem Modell hängen wie ein nasser Lappen.

Das bedeutet, auch die Location hat einen Einfluss auf die möglichen Posen und dir sollte im Vorfeld klar sein, ob du die Fotos, die du gerne aufnehmen möchtest, an dem geplanten Ort auch umsetzen kannst. 

Es ist dabei auch wichtig, das natürliche Licht der Location zu berücksichtigen und gegebenenfalls zusätzliches Licht hinzuzufügen, oder zu einer gewissen Tageszeit vor Ort zu sein, um das perfekte Ergebnis zu erzielen.

Wenn du noch mehr Tipps für die Portraitfotografie allgemein suchst, schau dir meinen Portraitfotografie Anfängerguide an.

Mir hat es immer geholfen, diese Punkte im Dialog mit meinem Modell im Vorfeld zu klären.

Dabei wird schnell klar, womit du dich als Fotograf, aber auch dein Modell am wohlsten fühlst, was es deutlich einfacher macht, natürliche und schöne Portraits während deines Fotoshootings aufnehmen zu können.

Grundlagen des Posings

Nachdem dir nun Outfit und Location klar sein sollte ein paar Tipps zu den Grundlagen des Posings. Dies umfasst unter anderem:

  • Körperhaltung und -ausrichtung

  • Blickrichtung und Ausdruck

  • Einbeziehung von Händen und Armen

Eine gute Pose berücksichtigt im Normalfall alle diese Faktoren. Keine Angst, sobald du etwas Erfahrung hast wirst du über diese Aspekte auch nicht mehr im Detail nachdenken sondern diese unterbewusst durch deine Anweisungen steuern.

Die Körperhaltung ist einer der wichtigsten Aspekte des Posings. Ein aufrechter, starker Rücken und ein leicht geneigter Kopf können dazu beitragen, dass das Modell selbstbewusst und elegant wirkt

Ein eingefallener Rücken hingegen kann das Modell unsicher und unattraktiv erscheinen lassen.

Auch die Position der Füße spielt eine wichtige Rolle bei der Körperhaltung. Das Modell sollte das Gewicht auf ein Bein verlagern, um eine natürliche und entspannte Haltung zu erreichen.

Die Ausrichtung des Körpers ist ebenfalls ein wichtiger Faktor beim Posing. 

Eine leichte Drehung des Körpers kann dazu beitragen, dass das Modell schlanker und länger wirkt.

Außerdem solltest du darauf achten, dass die Schultern gerade sind und nicht nach oben gezogen werden. 

Die Blickrichtung ist ein weiterer wichtiger Aspekt beim Posing. Der Blick sollte auf den Punkt gerichtet sein, den der Fotograf angibt, um eine klare Ausrichtung des Modells zu erreichen.

Du wirst auch einige Fotos aufnehmen, in denen dein Modell gerade zwinkert oder die Augen geschlossen sind.

Kontrolliere daher direkt auf dem Fotoshooting, ob du weit geöffnete Augen aufgenommen hast, um nicht am Ende in der Nachbearbeitung böse überrascht zu werden.

Je nach Foto kann es hilfreich sein den Blick des Modells direkt in die Kamera oder auf einen fiktiven Punkt im Hintergrund zu lenken.

Direkter Blickkontakt wirkt meist sehr intensiv und stellt eine Verbindung zwischen Betrachter und Modell her.

Hierbei kommen oftmals sehr gut intensive innere Gefühle und Emotionen zum Ausdruck und können diese unterstreichen

Ein von der Kamera abgewendeter Blick kann allerdings auch ein schönes stilistisches Mittel sein.

Dieser Look ist hilfreich, wenn Emotionen verdeutlicht werden sollen, die keine direkte Verbindung zum Betrachter benötigen, beispielsweise der verträumte Blick aus einer Scheibe heraus.

Ebenfalls ein elementarer Bestandteil der Pose ist der Gesichtsausdruck deines Modells. Wie wir diesen am besten steuern können, schauen wir uns weiter unten noch im Detail an.

Dir sollte zunächst aber überhaupt klar sein, ob und wenn ja welche Emotion du in deinen Fotos gerne aufnehmen möchtest.

Ein Lächeln kann ein Foto freundlicher und zugänglicher machen, während ein ernster Blick dem Foto eine gewisse Tiefe und Spannung verleiht.

Eine der häufigsten Fragen - besonders eines unerfahrenen Modells - ist, was man mit den Händen oder Armen machen soll. 

Die einfachste Anweisung ist hier, diese natürlich zu positionieren, um ein harmonisches Gesamtbild zu erreichen. 

Am einfachsten erreichst du dies, wenn du deinem Modell eine Bewegung vorgibst, die es entweder mit dem ganzen Körper oder zumindest mit den Armen / Händen ausführen muss.

Insbesondere bei Männern können Hände beispielsweise in Hosentaschen gesteckt werden oder bei Frauen zum streichen durch die Haare verwendet werden

Welche Anweisungen und Möglichkeiten du hast, schauen wir uns gleich noch an. 

Hände und Arme können dazu beitragen, den Ausdruck und die Emotionen des Modells zu verstärken, falsch eingesetzt aber auch zu steif und unnatürlich wirken.

Grundsätzlich gilt: Weniger ist oftmals mehr in der Portraitfotografie. Am wichtigsten ist es, das Modell auf natürliche Weise zu positionieren.

Einige Portraitfotografen widersprechen mir hier zwar, für mich bedeutet das aber, das Modell niemals in eine unbequeme Position zu versetzen, die es auf natürliche Art und Weise niemals einnehmen würde.

Natürliche Positionen erreichst du am einfachsten, indem du versuchst dein Modell in Bewegung zu halten, bis es automatisch eine Pose eingenommen hat, die dir gefällt.

Daher schauen wir uns nun als nächstes an, wie man am besten mit einem Modell kommuniziert, um die besten Posen zu erreichen.

Wie kommunizierst du richtig mit dem Modell?

Kommunikation ist ein Schlüsselfaktor, um als Fotograf gute Posen von einem Modell zu erhalten.

Eine klare und präzise Anweisung kann dazu beitragen, dass dein Gegenüber versteht, was von ihr/ihm erwartet wird und wie die Haltung und Emotion angepasst werden soll.

Logischerweise solltest du immer freundlich und respektvoll mit dem Modell umgehen und gegebenenfalls auf Wünsche oder Ideen eingehen.

Die richtigen Anweisungen geben

Einige Modells können nervös sein, besonders wenn sie noch wenig Erfahrung vor der Kamera haben. Um gute Posen zu erreichen, ist es wichtig, dem Modell genügend Zeit zu geben, um sich zu entspannen und mit der Kamera warm zu werden.

Besonders wenn du mit weniger professionellen Modells sondern eher deinen Freunden unterwegs bist, kann es durchaus ein paar Minuten dauern ehe ihr beide richtig in Schwung kommt und ansprechende Bilder aufnehmt.

Als Fotograf solltest du dabei Geduld haben und eine entspannte Atmosphäre schaffen, um das Modell zu unterstützen und das Selbstvertrauen zu steigern.

Gute Anweisungen sollten klar und einfach sein, ohne zu technisch zu werden. Als Faustregel kannst du dir dabei merken: Wenn dein Modell Rückfragen zu deiner Anweisung hat, war sie wahrscheinlich nicht einfach und deutlich genug. 

Eine Kombination aus verbalen Anweisungen und visuellen Beispielen kann helfen, das Verständnis zu verbessern.

Ich persönlich habe z.B. ein Pinterest Board, auf dem ich eine Vielzahl an Posen gespeichert habe.

Möchte ich einen bestimmten Look erreichen, zeige ich meinem Modell ein entsprechendes Bild, damit wir beide eine Grundvorstellung der Pose haben und korrigiere dann nur noch Kleinigkeiten in der Pose meines Modells nach.

Manchmal wird dein Modell auch zufällig eine Pose einnehmen, die dir super gut gefällt.

In solchen Fällen kannst du es einfach bitten, die Pose / Bewegung noch einmal zu wiederholen.

Hat es dir z.B. gerade aus Spaß einen Blick über die Schulter zugeworfen, bitte es noch einmal darum, dir diesen Blick zu zuwerfen.

Viele meiner Lieblingsfotos eines Shootings entstehen aus solchen “natürlichen Momenten”, lass dir solche Situationen daher auf keinen Fall entgehen!

Emotionen des Modells steuern

Auch die Emotionen deines Modells spielen eine große Rolle für deine Fotos. Dabei solltest du Anweisungen wie “Schau einfach mal traurig, glücklich, sexy…” aber vermeiden.

Wenn du ein sehr gutes Modell hast, wirst du damit vielleicht noch Erfolg haben, da diese solche Anweisungen evtl noch übersetzen können. Spätestens wenn du mit unerfahrenen Modells oder deinen Freunden unterwegs bist stößt du hier aber an deine Grenzen.

Um die Emotionen deines Modells zu steuern, solltest du eine emotionale Geschichte vorgeben. 

Anstelle also zu sagen “Schau glücklich”, sage etwa: “Du hast gerade deine beste Freundin auf der Straße getroffen und ihr habt beide Zeit euch kurz auf einen Kaffee zusammenzusetzen.”

Das Gefühl “glücklich sein” verstehst du zwar in beiden Fällen, allein beim lesen wird dir aber unterbewusst viel klarer sein, wie sich dein Gesicht bewegen muss, wenn du die Geschichte hörst und nicht einfach nur hörst, dass du glücklich schauen solltest.

Je nach Emotion musst du aber aufpassen, dass dies nicht zu aufwühlend ist.

Gerade Geschichten, die starke Trauer / Wut auslösen, können zu intensiven Fotos führen, dein Modell aber etwas aus der Fassung bringen.

Setze diese Technik also mit Bedacht ein und mach im Zweifel eine kurze Pause danach, damit sich jeder wieder entspannen kann und auf ein neutrales Level zurückkommt. 

Analysiere die Fotos zusammen mit deinem Modell

Oftmals nehme ich auf meinen Fotoshootings einige Posen auf und schaue dann mit meinem Modell zusammen in der Kamera über die Fotos.

Dies hat zum einen den Vorteil, dass ihr euch kurz entspannen könnt, nicht durchgängig Fotos macht und eine kleine Erholungspause habt.

Zum anderen könnt ihr die Posen und Wirkung des Fotos kurz analysieren und spontan verbessern.

Eine bestimmte Haltung ist manchmal nicht super einfach zu kommunizieren, sieht dein Modell aber die Haltung die du korrigieren wolltest, fällt das Verständnis um einiges leichter.

Auf meinem Fotoshooting ist es daher oftmals ein Vor- und Zurück zwischen mir und dem Modell, wo wir unsere Ideen ausprobieren und dann anhand der Fotos immer weiter aufbauen und abändern, bis wir zu einem Ergebnis kommen mit dem alle zufrieden sind.

Achte aber darauf, dass dieses Vorgehen in den Kontext deines Shootings passt. Bist du mit Freunden unterwegs oder arbeitest mit einem professionellen Modell, ist dieses Vorgehen akzeptabel.

Beispielsweise ein Brautpaar bezahlt dich aber dafür, dass DU der Experte bist, in solchen Fällen würde ich eher davon abraten, deine Fotos mit deinen Modellen zu brainstormen.

Schaffe Bewegung in deinen Posen

Ich empfehle dir dringend, nach Möglichkeit Bewegung in dein Posing zu bekommen.

Eine starre sitzende oder stehende Pose kann schnell steif oder unnatürlich werden, sobald sich dein Modell bewegt, nimmt es aber intuitiv eine natürliche Haltung an, was dir das Fotografieren so viel einfacher macht.

Um für Bewegung zu sorgen kannst du eine der folgenden Möglichkeiten ausprobieren

  • Laufe ein kurzes Stück mit deinem Modell und fotografiere in der Bewegung

  • Hast du Musik dabei? Dann könnt ihr euch auch dazu treiben lassen

  • Nutze Sprünge oder Drehungen. Durch fliegende Haare oder Stoff erhält das Foto mehr Dynamik

  • Lasse das Modell nach etwas greifen, beispielsweise einer Blume

  • Stelle eine Szene nach, z.B. in der Stadt ein Taxi heranwinken

  • Wenn du mehrere Modells hast, lass sie miteinander interagieren, bei einem Paar z.B. Hand in Hand laufen oder sich umarmen

  • Lass dein Modell von dir weglaufen und in der Bewegung einen Blick zuwerfen


Du kannst zusätzlich auch Bewegung in eine ansonsten starre Pose einbauen. 

Bei stehenden Posen kannst du:

  • Das Gewicht auf nur ein Bein verlagern lassen,

  • Die Rotation des Oberkörpers anpassen, sodass das Modell leicht schräg zu dir steht und du nicht frontal fotografierst,

  • Runterzählen und das Modell dann einen gesenkten Blick heben oder dir einen Schulterblick zuwerfen lassen,

  • Bei Frauen: Die Hand leicht an das Gesicht anlehnen lassen oder durch die Haare fahren

  • Bei Männern: Den Hemdsärmel “richten” oder ein Blick auf die Uhr anweisen


Natürlich sollen das nur Beispiele sein, es gibt hier noch viele andere Möglichkeiten. Ich will dir nur ein paar Ideen geben, wie du etwas Bewegung in deine Bilder bekommen kannst.

Bei sitzenden Posen kannst du:

  • Die Beine in eine gewisse Richtung überschlagen lassen.

  • Die Hand als Stütze des Gesichts verwenden (aber eher angedeutet und nicht mit dem vollen Gewicht, da dies sonst zu unschönen Falten führt

  • Blickrichtung steuern und das Modell in verschiedene Richtungen schauen lassen

Wichtig ist, dass es um den Moment geht, indem das Modell die Pose einnimmt. Dabei bewegen sich Körper, Arme, Hände und Beine oft auf natürliche Weise und du bekommst einen sehr ungestellten, authentischen Look.

Versuche daher, das Modell möglichst zwischen jedem Foto eine kleine Bewegung ausführen zu lassen.

Falls du Videos von professionellen Fotoshootings schon einmal gesehen hast, ist dir vielleicht aufgefallen, dass das Model mit jedem Auslöser der Kamera die Haltung leicht ändert.

In der Praxis sieht das so aus das ich eine Anweisung für eine “große” Pose gebe und dann zwischen den einzelnen Fotos immer eine kleine Anweisung gebe, beispielsweise “linker Arm ein bisschen höher”, “schau leicht über meine Schulter”, “hebe den Kopf ein bisschen mehr an”. 

Dadurch korrigiere ich zum einen ständig die Pose nach, gebe dem Modell aber immer eine kleine Bewegung vor, die es ausführen kann und halte es damit in Bewegung.

Falls du sehen willst wie ich das praktisch umsetze, schau dir das Video an, bei dem ich dich auf ein Cosplay Fotoshooting Hinter die Kulissen mitnehme:

 
 

Vermeide diese häufigen Fehler bei Portrait Posen

Häufige Fehler bei Portrait Posen sind unklare oder zu wenige Anweisungen für die Posen des Modells, oder die Wahl unvorteilhafter und unbequemer Posen, die das Modell steif und unnatürlich wirken lassen.

Um diese Fehler zu vermeiden, ist es wichtig, vorab eine klare Vorstellung davon zu haben, wie man das Modell am besten in Szene setzt und welche Posen sowie Emotionen du in deinen Fotos sehen willst.

Diese Erwartungshaltung solltest du frühzeitig und klar mit dem Modell kommunizieren und während des Shootings gegebenenfalls noch weiter anpassen.

Achte darauf, das ihr beide ein klares Bild der kreativen Vision habt damit ihr diese zusammen umsetzen könnt.

Wenn du meine oben genannten Tipps befolgst, solltest du jedoch keine Probleme mit deinem nächsten Portrait Fotoshooting haben.

Viel Spaß beim Posing deines Modells auf deinem nächsten Portrait Fotoshooting.


 
Timo Nausch