6 Tipps für professionelle Bildbearbeitung

 

Mit diesen Tipps wird deine Bildbearbeitung so gut, dass du jedes Foto auch völlig ohne Presets bearbeiten kannst.

Presets sind natürlich nützlich. Aber sie sollten nicht die alleinige Grundlage deiner Bearbeitung sein. Indem du verstehst, wie Bearbeitungsschritte zusammen hängen und mit welchen Aktionen du gewisse Effekte erzielst, desto einfacher wird die Bildbearbeitung für dich.

 

Mit diesen Tipps bearbeitest du deine Fotos professionell

1. Weniger ist mehr

Wenn du denkst, dein Bild braucht noch ein bisschen mehr Knall, noch ein bisschen mehr Farbe, noch ein bisschen mehr von allem – stopp. Atme kurz durch. Wahrscheinlich hast du schon zu viel gemacht. Bei der Bildbearbeitung gilt: Weniger ist mehr. Wirklich.

Dein Foto muss nicht aussehen, als hätte ein Regenbogen draufgekotzt.

Programme wie Lightroom oder Capture One sind krass. Du kannst an jedem Regler drehen und aus einem langweiligen Bild ein buntes Feuerwerk machen. Aber nur, weil du es kannst, heißt das noch lange nicht, dass du es auch tun solltest.

Gerade Anfänger rutschen da schnell rein: Mehr Klarheit hier, mehr Sättigung da, noch ein bisschen Körnung drüber – fertig ist der visuelle Overkill.

Und das Gefährliche? Du merkst es irgendwann gar nicht mehr. Dein Gehirn gewöhnt sich an den Zuviel-Look.

Also, wenn du beim Bearbeiten auch nur einen Hauch von Zweifel hast, ob es gerade zu viel ist – ja, es ist zu viel. Dreh die Regler ein bisschen zurück. Lass das Bild atmen.

Noch ein kleiner Geheimtipp: Lerne, Farben rauszunehmen statt immer nur draufzuknallen. Ja, du hast richtig gelesen. Manchmal wird ein Bild erst richtig stark, wenn du die Sättigung runterziehst.

Teste es mal: Bearbeite ein Foto, dann dreh die Farben ein gutes Stück runter. Vergleich das Vorher-Nachher. Du wirst überrascht sein, wie viel edler dein Bild plötzlich wirkt.

Und wenn Farben sich gegenseitig ins Gehege kommen – etwa ein grüner Matsch neben knallroten Elementen – dann hilft auch nicht mehr Farbe, sondern weniger. Manchmal musst du nur den einen Störenfried entfernen, und zack, das ganze Bild sieht zehnmal besser aus.

Also: Finger weg vom Saturation-Overkill und deine Fotos werden sofort professioneller wirken.

 

2. Erstelle mehrere Edits

Mach dir das Leben leichter: Erstelle mehrere Versionen von deinem Bild. Klingt erstmal nach mehr Arbeit, spart dir aber am Ende Nerven. Wenn du immer nur eine einzige Bearbeitung machst, hängst du dich schnell an diesem einen Ergebnis auf – auch wenn es vielleicht gar nicht so gut ist, wie du denkst.

Du musst nicht jedes Mal alles komplett neu erfinden. Manchmal reicht schon, kleine Sachen zu ändern: ein bisschen mehr Kontrast, etwas weniger Farbe, ein anderer Fokus auf bestimmte Töne. Dann kannst du die Bilder nebeneinander anschauen und direkt vergleichen, was wirklich besser aussieht.

Glaub mir, dein Bauchgefühl liegt nicht immer richtig – vor allem, wenn du gerade voll aufgeregt bist, weil das Foto jetzt schon ziemlich cool wirkt.

Ich mache das auch, aber in der Regel nur bei meinen besten Aufnahmen. Die Bilder, auf die ich wirklich stolz bin, bekommen von mir meist mehrere Edits.

Einfach weil ich weiß: Das erste Gefühl täuscht manchmal. Alles sieht gut aus, bis du was siehst, das besser ist. Und oft findest du erst beim zweiten oder dritten Versuch diesen kleinen Feinschliff, der aus einem guten Bild ein richtig starkes Bild macht.

Wenn ich aber ehrlich bin macht das auch ganz schön viel arbeit. Daher ist das kein Tipp, den ich für jedes Foto anwende, sondern nur für meine besten Aufnahmen. Denn unterm Strich will ich auch nicht meinen gesamten Tag nur mit der Bildbearbeitung verbringen.

Verschiedene Versionen sind dann aber tatsächlich ein Game Changer. Probier Sachen aus. Vergleiche sie direkt. Lösch die schwächeren Edits oder klau dir die besten Ideen daraus für dein finales Bild.

Du wirst nicht nur bessere Ergebnisse bekommen – du wirst auch viel schneller lernen, was bei der Bildbearbeitung wirklich funktioniert. Und genau das bringt dich richtig nach vorne.

 

3. Nicht jede Einstellung nutzen, nur weil sie da ist

Nur weil ein Regler da ist, musst du ihn nicht anfassen. Echt jetzt. Du bist nicht bei einem All-you-can-eat-Buffet, wo du alles auf deinen Teller klatschen musst, nur weil es möglich ist. Gute Bildbearbeitung heißt nicht: „Ich benutze jeden Effekt, den mir Lightroom anbietet.“ Gute Bearbeitung heißt: „Ich weiß, wann ich die Finger stillhalte.“

Es ist total menschlich. Du siehst diese ganzen schicken Werkzeuge – Gradationskurve hier, Farbverschiebung da – und denkst dir: Klar, rein damit! Muss ja besser werden.

Aber regelmäßig wird’s einfach nur schlimmer. Manche Tools sind wie scharfe Messer. Wenn du nicht genau weißt, was du tust, schneidest du dein Bild kaputt statt es besser zu machen.

Manchmal braucht dein Foto keine verrückte Kurve oder zehn neue Farben. Manchmal braucht es einfach nur ein bisschen Belichtungskorrektur und vielleicht einen Hauch Kontrast – und dann ist gut. Alles andere wäre wie Salz in einen perfekt abgeschmeckten Teller Suppe zu kippen, nur weil das Salz auf dem Tisch steht.

Merke dir: Nur weil du etwas kannst, heißt das nicht, dass du es musst. Arbeite mit dem Bild, nicht dagegen. Frag dich bei jedem Schritt: Hilft das meinem Foto wirklich? Oder schiebe ich hier nur an Reglern rum, weil ich es kann?

Wenn du das verinnerlichst, wirst du merken: Deine Bilder werden ruhiger, klarer und einfach besser. Du musst nicht beweisen, dass du jede Funktion kennst. Du musst beweisen, dass du weißt, wann du sie besser in Ruhe lässt. Und genau das macht dich richtig gut.

 

4. Arbeite mit dem Bild, nicht dagegen

Drück dein Bild nicht in eine Richtung, in die es gar nicht will. Du machst dir damit nur selbst das Leben schwer.

Wenn du zum Beispiel gegen das Licht fotografierst, bekommst du harte Schatten, kräftige Kontraste und vielleicht sogar schöne Silhouetten. Genau das ist der Charakter von deinem Bild. Und genau damit solltest du arbeiten.

Wenn du jetzt versuchst, daraus ein pastellfarbenes, weichgezeichnetes Kuschelbild zu basteln, dann kämpfst du gegen dein eigenes Foto. Und meistens verlierst du.

Dein Bild hat klare Stärken. Verstärke sie. Bring den Kontrast richtig raus, betone die Schatten, gib dem Bild die Wucht, die sowieso schon drinsteckt.

Mach nicht den Fehler und denk: "Och, ich hätte lieber was anderes draus gemacht." Wenn du das wolltest, hättest du das Bild einfach anders aufnehmen müssen. Die Bearbeitung kann keine Wunder vollbringen. Sie kann nur das verbessern, was schon da ist.

Schau dir dein Foto genau an. Frag dich: Was für Licht war da? Welche Stimmung hatte der Moment? Welche Farben sind echt, welche wirken stark? Und dann arbeitest du genau mit diesen Dingen.

Nicht alles braucht orangefarbene Sonnenuntergänge und türkisfarbene Schatten. Nicht jedes Foto will aussehen wie aus einem Instagram-Filterbuch.

Dein Bild erzählt schon eine Geschichte. Du musst sie nur klarer, kräftiger und ehrlicher machen. Nicht verbiegen, nicht auf Teufel komm raus „trendy“ machen. Sondern rausholen, was eh schon in ihm steckt.

Wenn du das draufhast, sehen deine Fotos plötzlich echt, stark und stimmig aus – und du musst dich nicht mehr über merkwürdige Ergebnisse ärgern.

 

5. Gib deinen Fotos eine Ruhepause

Wenn du beim Bearbeiten an einem Bild festhängst, dann hör auf, dich daran festzukrallen. Mach eine Pause.

Je länger du auf dein Foto starrst, desto blinder wirst du für die kleinen Fehler. Dein Gehirn fängt an, komische Entscheidungen plötzlich gut zu finden.

Zu viel Kontrast? Ach, geht schon. Völlig übertriebene Farben? Na klar, sieht doch cool aus. Spoiler: Tut es meistens nicht. Du siehst aber einfach ab einem gewissen Punkt den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Gib deinem Foto daher eine Pause. Schließ das Programm, geh raus, trink einen Kaffee oder schau einfach aus dem Fenster. Irgendwas, das nichts mit Bearbeiten zu tun hat. Diesen Schritt habe ich in meinem Fotografie Workflow deshalb auch extra so heraus gestellt:

Danach schaust du dir dein Bild wieder an – und plötzlich siehst du alles, was vorher schiefgelaufen ist. Wie von Zauberhand.

Ich mach das ständig. Egal ob bei Fotos, Texten oder Videos. Und jedes Mal entdecke ich noch kleine Sachen, die ich vorher einfach übersehen habe.

Manchmal denke ich: "Wow, das ist zu grell!" oder "Warum sieht der Himmel aus wie in einem schlechten Videospiel?" – und dann weiß ich genau, was zu tun ist.

Auch wenn es nervt: Manchmal musst du ein Bild, das du schon für fertig gehalten hast, noch mal anfassen. Kleinigkeiten wie eine winzige Farbkorrektur oder ein bisschen weniger Schärfe können den Unterschied machen.

Besonders dann, wenn du dein Bild später groß druckst und plötzlich jede noch so kleine Unsauberkeit siehst.

Also: Mach dich locker. Dein Bild läuft dir nicht weg. Gib ihm eine Pause. Gib dir eine Pause.

 

6. Klischee, aber… Übung macht den Meister

Übung macht den Meister. Ja, klingt wie ein ausgelutschtes Sprichwort, aber es stimmt einfach. Je öfter du Bilder bearbeitest, desto leichter geht es dir von der Hand. Am Anfang wirst du manchmal dasitzen und denken: „Was genau mache ich hier eigentlich?“

Glaub mir, so ging’s mir auch. Meine ersten Edits sahen aus, als hätte jemand versehentlich zehn Filter übereinandergelegt. Technik? Gefühl für Farben? Gab’s nicht.

Heute ist das anders. Heute habe ich beim Bearbeiten so eine Art inneren Plan. Aber weißt du was? In fünf oder zehn Jahren werde ich wahrscheinlich auf meine jetzigen Arbeiten zurückschauen und denken: „Ach du Schande, dachte ich damals echt, das wäre gut?“

Und das ist völlig okay. Das ist Wachstum. Kein Mensch wird über Nacht zum Profi, auch wenn Instagram dir manchmal ein anderes Bild vorgaukelt.

Wenn du wirklich besser werden willst, gibt’s einen einfachen Trick: die „Regel der 100“. Die ist brutal einfach. Entweder du bearbeitest 100 Fotos am Tag oder du verbringst 100 Minuten täglich mit der Bildbearbeitung. Und das 100 Tage lang. Mach das und du wirst besser. Punkt. Kein teures Preset-Set wird dir diese Erfahrung ersetzen.

Klar, viele suchen lieber schnelle Abkürzungen. Irgendwelche Hacks, Zauberfilter, Presets, die angeblich alles lösen. Aber ehrlich: Wenn du die „Regel der 100“ durchziehst, brauchst du diesen ganzen Kram irgendwann nicht mehr. Du wirst selbst genau wissen, was dein Bild braucht. Ohne Copy-Paste-Look, ohne Abhängigkeit von fertigen Lösungen.

Und ja, du wirst Tage haben, an denen du keinen Bock hast. An denen deine Edits Mist aussehen. Na und? Dann fängst du morgen einfach wieder an.

Wichtig ist nicht, perfekt zu sein. Wichtig ist, dran zu bleiben. Erfahrung schlägt Talent. Immer. Hast du Lust, wirklich besser zu werden? Dann fang an. Heute.

 

 
Timo Nausch