Ist die Fuji X100VI overhyped? Meine Gedanken zur X100 Reihe

 

Fujifilm hat mit der X100 Reihe einen riesigen Erfolg gelandet. Die Fuji X100V* ist eine der beliebtesten Digitalkameras und fast immer ausverkauft und die neuere Version, die Fuji X100VI*, scheint dasselbe Schicksal zu teilen.

Ständig ausverkauft und mit einem riesigen Hype verbunden. Aber ist das ganze gerechtfertigt? Hier sind meine Gedanken zu den Vor- und Nachteilen dieser Kameras.

 

Warum existiert so ein Hype um die Fuji X100VI?

Die X100-Serie von Fujifilm hat zweifelsohne eine enorme Aufmerksamkeit erlangt, und zwar nicht nur unter Fotografie-Enthusiasten.

Selbst meine Freunde, die mit Fotografie sonst wenig am Hut haben, kennen diese Kamera.

Der Großteil des Hypes entstand durch Social Media, wo virale Momente auf Plattformen wie TikTok dazu beigetragen haben, dass diese Kameraserie immer beliebter wurde.

Stell dir vor, jemand Berühmtes wird mit einer X100 fotografiert – schon steigt das Interesse an der Kamera sprunghaft an.

Aber diese virale Popularität ist nur ein Teil der Geschichte. Auch bevor der große Hype ausgebrochen ist, gab es bereits eine bemerkenswerte Knappheit auf dem Markt.

YouTuber und Influencer nutzten diese Exklusivität, um mehr Traffic für ihre Inhalte zu generieren.

Ich habe es selbst erlebt: Du kannst zwei identische Posts machen, eines mit „X100V“ im Titel und eines ohne. Der Post mit dem Kameranamen im Titel erzielte deutlich mehr Aufrufe.

Somit hat jeder, der mit Social Media Geld verdient, natürlich auch einen starken Anreiz über diese Kamera zu reden. Und je mehr Leute das tun, desto größer wird der Hype. Ein Teufelskreis.

Persönlich finde ich, dass die Fujifilm X100-Reihe einige wirklich beeindruckende Funktionen bietet und aus gutem Grund beliebt ist.

Aber es ist auch wichtig zugeben zu können, dass ein Teil des Hypes künstlich erzeugt wurde – durch Marktknappheit und geschicktes Marketing.

 

Die X100 Reihe im Vergleich zu anderen Kameras

Besonders wenn man sich die Fuji X100 Reihe dann im Vergleich zu anderen Kameras anschaut kommt schnell der Gedanke auf: “Die Kamera ist irgendwie overhyped?!”

Zunächst muss ich sagen, die Unterschiede zwischen Marken wie Sony, Canon und Nikon sind eher minimal. Ja, es stimmt, dass diese Kameras ähnliche Ergebnisse liefern können.

Sehr oft ist es fast unmöglich die Bilder direkt aus der Kamera voneinander zu unterscheiden. Und ja, man könnte sagen, jede Marke hat eine Kamera, die mit der X100 Serie vergleichbar ist.

Aber warum zieht es einen dann trotzdem zu einer bestimmten Marke? Oft ist es eine frühe, gute Erfahrung, die uns prägt.

Die X100 Serie von Fujifilm hat etwas Einzigartiges. Sie lebt in einem Raum, den sie sich mit Kameras wie der Leica Q und der RICO GR Serie teilt.

Für viele Profis haben bereits ein “Arbeitstool, also eine professionelle und ernste Kamera.

Eine Fuji X100VI ist aber viele eher etwas, mit dem man aus Freude an der Fotografie unterwegs ist.

Warum wählen man dafür eine kleine Kamera mit offensichtlichen Einschränkungen?

Naja, genau diese Begrenzungen sind es, was die X100 so reizvoll macht. Es ist die Frage, ob man lieber ein Werkzeug für einen spezifischen Zweck oder ein Multifunktionswerkzeug möchte. Beides hat seine Berechtigung, je nach deinem Bedarf als Fotograf.

Die X100IV zum Beispiel – sie ist (derzeit) eine 2.000-Euro-Kamera mit festem Objektiv.

Im Vergleich dazu kann eine Sony A7IV* Fotos in höherer Auflösung und über mehr Brennweiten aufnehmen, selbst wenn ein Formel-1-Auto mit 200 km/h auf einen zurasst.

Zudem produziert sie Dateien, die leichter zu bearbeiten sind – für denselben Preis. Sie ist ein perfekte Begleiter, aber in einigen Bereichen kann sie trotzdem nicht mit der X100 mithalten.

Was mich an der X100 Serie fasziniert, ist dieses Gefühl der Freiheit, das sie vermittelt. Sie erinnert mich daran, dass Fotografie mehr als nur technische Spezifikationen ist – sie ist auch das Erlebnis und das Gefühl, das man beim Fotografieren hat.

Man wählt eine Kamera nicht nur wegen der Zahlen auf dem Datenblatt, sondern auch wegen der Erfahrung, die sie bietet.

 

Was viele Hater an der X100VI nicht verstehen

Fällt es dir manchmal schwer, dich zu überwinden ein Foto zu machen, weil du nicht genau weißt, ob das Ergebnis den Aufwand lohnt?

Genau das ist der Punkt, den viele Hater an der Fuji X100 Reihe nicht verstehen.

Kennst du auf der anderen Seite das Gefühl, unbedingt deine Kamera in die Hand nehmen zu wollen?

In der Fotografie geht es oft um das Überwinden einer gewissen Schwelle an Energie, um ein Foto zu machen. In der Chemie nennt man das Aktivierungsenergie.

In unserem Fall brauchen wir genügend Motivation, um diese Energie aufzubringen und das Foto zu schießen.

Hier ein Beispiel: Wenn du einen wunderschönen, nebelverhangenen Berg im goldenen Morgenlicht siehst, machst du alles Mögliche, um dieses perfekte Foto zu bekommen.

Du stellst das Stativ auf, bringst Filter an, nimmst Mikroanpassungen an der Kamera vor... weil du willst, dass es ein Hammer-Foto wird.

Aber manchmal ist selbst das Heben des Arms zu mühsam, weil das Motiv uns nicht packt und wir nicht genau wissen, ob es sich lohnt. Du verzichtest also lieber drauf ein Foto zu machen, als die Arbeit zu investieren.

Bei der X100 Serie geht es darum, diese Aktivierungsenergie zu reduzieren. Wir wollen, dass es leicht ist, zur Kamera zu greifen, damit wir üben, Dinge bemerken und Geschichten entdecken können, die hinter einem gewissen Aufwand verborgen sind.

Die Einfachheit, Größe und haptische Qualität der X100 Serie macht es unglaublich einfach, die Kamera zu schnappen und diese Momente festzuhalten.

Mit dieser Kamera zu fotografieren fühlt sich einfach gut an. Und du hast jedes mal Lust auf mehr.

Ob bei einem gezielten Fotospaziergang oder in kleinen Momenten unseres Lebens, die wir später gern in Erinnerung rufen, die X100 Serie lädt uns förmlich dazu ein, Fotos zu machen.

Ich muss nicht über die optimale Objektivwahl oder die manuelle Fokussierung nachdenken. Ich kann einfach im Moment bleiben und das Foto machen, mit dem, was ich habe.

Das ist es, was die X100 Serie ausmacht – sie ermutigt uns, mehr Fotos zu machen, indem sie den Prozess vereinfacht. Sie ist wie ein ständiger Begleiter, der sagt: "Komm schon, lass uns das fotografieren!"

Und genau das macht die Fotografie mit der X100 Serie so besonders und reizvoll.

 

Warum entsteht ein Kult um manche Kameras?

Warum entstehen eigentlich Kulte um bestimmte Kameras, wie die Fujifilm X100 Serie?

Betrachtet man Kameras wie die Leica Q oder die RICO GR Serie, fällt einem auf, dass auch sie trotz höherer Preise, geringerer Funktionen oder Haltbarkeitsproblemen eine leidenschaftliche Anhängerschaft haben. Warum also diese Begeisterung für bestimmte Kameratypen?

Ich habe mir einige Gedanken gemacht und bin zu vier Schlüsselfaktoren gekommen:

  1. Einfachheit: Eine einfache Kamera, die großartige Fotos ohne viel Aufwand ermöglicht, ist ein Traum. Klar, du könntest auch auf einer Kamera mit Wechselobjektiven nur eine einzelne Festbrennweite wählen, aber die Versuchung, etwas anderes zu probieren, bleibt bestehen. Bei Kameras wie der X100 Serie ist die Einfachheit Teil des Charmes.

  2. Spaßfaktor: Diese Kameras sind klein, passen in jede Tasche und können an Orte gebracht werden, die mit größeren Kameras riskant wären. Diese Freiheit inspiriert ungemein. Eine große, professionelle Kamera wirkt auf viele Menschen sehr einschüchternd. Eine kleine, unauffällige Kamera wie die X100V führt eher zu authentischeren, spaßigeren Bildern. Dieser Aspekt wird meiner Meinung nach stark unterschätzt.

  3. Lernmöglichkeiten: Mit einer Festbrennweite zu fotografieren, kann unglaublich lehrreich sein. Diese Einschränkung zwingt dich, kreativ zu werden und dein Auge für Komposition und Details zu schärfen. Das macht dich schlussendlich zu einem besseren Fotografen, auch wenn du irgendwann wieder eine andere Kamera nutzt.

  4. Bestätigung der eigenen Entscheidung: Menschen lieben es, Dinge zu diskutieren und zu vergleichen. Kameras und Ausrüstung sind teuer, und in der heutigen finanziell herausfordernden Zeit wollen viele ihre Kaufentscheidung rechtfertigen. Es ist einfacher, dies zu tun, indem man die Alternativen kritisiert. Hinzu kommt, dass qualitative Aspekte subjektiv und schwer zu quantifizieren sind. Die meisten Leute, die andere Kameras kritisieren, haben meist nicht genug Erfahrung damit, um wirklich zu wissen, wie sie sich anfühlen und wie es ist, mit ihnen zu fotografieren.

Für mich sind all diese Faktoren der Grund, warum um bestimmte Kameras, wie die Fujifilm X100 Serie, ein regelrechter Kult entsteht.

Es geht nicht nur um die technischen Details oder die Bildqualität, sondern um das Gesamterlebnis, die Freude am Fotografieren und das, was diese Kameras einzigartig macht.

 

Fazit - Ist die Fujifilm X100VI overhyped?

Eines ist klar: Wir alle lieben Kameras und Fotografie aus unterschiedlichen Gründen. Jeder von uns hat sein eigenes Kit, selbst wenn wir ähnliche Kameras verwenden.

Unsere Werkzeuge und Herangehensweisen unterscheiden sich, weil jeder von uns seine eigenen Vorlieben und Motive hat, die er gerne aufnimmt.

Ich verstehe aber auch, dass einige Leute mit der X100IV frustriert sind. Sie wollen nicht, dass ihr Hobby zu einem Popularitätswettbewerb wird, der von Trends dominiert ist.

Aber ich glaube nicht, dass dies der Fall ist. Fotografie ist eine Kunstform mit einer steilen Lernkurve. Trendsetter kommen und gehen vielleicht, aber wer wirklich bei der Fotografie bleibt, der bereichert die Community.

Die X100 Serie mag vielleicht viel Aufmerksamkeit bekommen, aber das ist nicht unbedingt schlecht. Mehr Menschen, die sich für Fotografie begeistern, bedeutet mehr Kreativität, mehr Perspektiven und letztendlich eine stärkere Community.

Diejenigen, die wirklich Leidenschaft für die Fotografie entwickeln, werden bleiben und sich weiterentwickeln. Und wer sich für Fotografie begeistert, beschäftigt sich dann meist auch mit anderen Fotografen.

Also, was denke ich schlussendlich über die X100IV? Sie mag für manche overhyped sein, aber ich sehe darin eine Kamera, die Leidenschaft weckt und Menschen in die Welt der Fotografie einführt.

Und das ist doch etwas Wunderbares, oder? Es geht nicht nur um die Kamera selbst, sondern auch um die Gemeinschaft, die sich darum bildet. Und je Größer die Gruppe an begeisterten Fotografen wird, desto besser finde ich das.

 

 
Timo Nausch