Testbericht: Warum ich das TTArtisan 40mm f/2 nicht empfehle
Ich habe ein TTArtisan AF 40mm f/2* erhalten und über die letzten Wochen getestet. Mir wurde das Objektiv zwar vom Hersteller zur Verfügung gestellt, ich bekomme aber weder Geld für diesen Testbericht, noch hat TTArtisan Einfluss darauf, was ich dir in diesem Review berichte.
Die positiven Aspekte des TTArtisan 40mm F/2
Also, ich muss dir ehrlich sagen: Als das Päckchen von TTArtisan ankam, war ich schon ein bisschen aufgeregt. So ein neues Objektiv ist immer wie ein kleines Weihnachtsgeschenk.
Aber ich hatte auch ein mulmiges Gefühl. Denn das Ding kostet ja aktuell nur 179 EUR. Kann das überhaupt was werden?
Dann habe ich es ausgepackt. Und wow. Mein erster Gedanke war: Das fühlt sich aber falsch an. Falsch gut!
Denn in meinen Händen lag kein leichter, billiger Plastikring. Sondern ein richtig schön metallisches Objektiv. Sogar der mitgelieferte Lens Hood, diese Sonnenblende, ist aus Metall. Das ist ein Wahnsinns-Gefühl. Man dreht es einfach in den Händen und denkt sich: Das hat doch mehr gekostet. Ganz bestimmt.
Dann setze ich es auf meine Sony A7CII. Die ist ja schon recht klein. Und in Verbindung mit dem 40mm wird sie zu einer flachen, leichten und mega-unauffälligen Kombination.
Ich habe eine Fuji X100VI, die bekanntlich für ihre Kompaktheit geliebt wird. Und weißt du was? Dieses Setup hier fühlt sich nicht viel größer an! Das ist der absolute Knaller für mich.
Wenn ich durch die Stadt streife, will ich nicht auffallen. Ich will keine große, schwere Kamera schleppen. Mit diesem Objektiv auf der A7CII habe ich ein Vollformat-Kraftpaket in der Hand, das sich anfühlt wie eine kleine Kompaktkamera. Das ist für mich der größte Pluspunkt.
Der Aperture Ring, also der Ring, mit dem du die Blende einstellst macht ein befriedigendes, solides "Klick". Sehr schön präzise. Genauso wie der Fokusring. Der läuft ebenfalls sehr weich.
Eine (theoretisch) richtig kluge Idee: Die hintere Objektivkappe! Die ist nicht irgendeine langweilige Plastikkappe. Die kannst du an einen Computer anschließen, um die Firmware des Objektivs upzudaten. Das ist in der Theorie echt eine praktische Lösung. In der Praxis komme ich aber dazu gleich bei meinen negativen Punkten noch zu sprechen.
Sind die Fotos jetzt die absolut schärfsten der Welt? Nein, leider nicht. Aber was ich dir sagen kann: Die Bilder, die das Objektiv aufnimmt sind in Ordnung.
Sie sind ungefähr da, wo man eine Objektiv erwarten und einordnen würde, dass weniger als 200 Eur kostet.
Die negativen Aspekte des TTArtisan 40mm F/2
Fokusprobleme & Firmware Updates
Jetzt muss ich aber auch über die andere Seite der Medaille sprechen. Über die Dinge, die nicht so rund laufen. Denn ganz perfekt ist das Objektiv natürlich nicht.
Der Autofokus. Meistens funktioniert er wirklich gut – vor allem bei meiner modernen Sony-Kamera. Die scheint viele kleine Schwächen von Objektiven auszugleichen.
Als ich z.B. das Sony 50mm f/1.8 getestet habe, haben sich viele beschwert, dass ich nicht auf den schlechten AF des 50mm eingegangen wäre. Ehrlicherweise habe ich an meiner A7C II aber nie schlechte Erfahrungen mit dem Autofokus dieser Linse gemacht. Daher bin ich mir sicher, dass die modernen Sony Kamera die Schwächen von günstigen oder Mittelklasse Objektiven recht gut überspielen können.
Aber hin und wieder passiert etwas Seltsames: Da steht man vor einer Szene, alles ist ruhig. Die Person bewegt sich nicht, man selbst bewegt sich nicht. Man drückt ab und ist sich sicher, dass das Bild scharf sein wird.
Später, zu Hause am Computer, stellt man dann fest: Es ist unscharf. Völlig unscharf. Und das, obwohl die technischen Einstellungen an der Kamera korrekt sind und es keine Begründung ala “Der Fotograf hat den Fehler gemacht” gibt.
Das ist besonders ärgerlich, wenn man einen besonderen Moment einfangen wollte, der sich nicht wiederholen lässt. Das heißt für mich: Man kann sich nie hundertprozentig auf das TTArtisan 40mm verlassen. Das ist ein Punkt, den man wissen sollte.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Update. TTArtisan hat nämlich ein Software-Update für das Objektiv veröffentlicht. Das soll genau solche Fokus-Probleme verbessern. Die Idee ist eigentlich super: Man steckt das Objektiv mit seiner speziellen Hinterkappe in den Computer und spielt das Update auf. Praktisch, oder?
Theorie und Praxis sind hier aber leider zwei verschiedene Dinge. Denn dieses Firmware-Update funktioniert nur mit einem Windows-Computer. Ich selbst habe aber nur einen Mac. Und viele andere Fotografen nutzen ebenfalls Apple-Computer.
Auf die Frage, wann denn eine Version für den Mac kommen könnte, gab es keine klare Antwort. Es heißt nur: "Irgendwann in der Zukunft." Das ist schade. Denn so bleibt das Update für mich und viele andere unerreichbar.
Das Objektiv wird also mit einem bekannten Problem ausgeliefert, das ich nicht beheben kann. Was ich dazu denke sag ich dir dann gebündelt in meinem Fazit.
Schwächen in Einigen Bereichen der Bildquailtät
Jetzt muss ich noch etwas zur Bildqualität sagen. Aber zuerst eine wichtige Sache: Für den Preis von ungefähr 180 Euro ist die Bildqualität eigentlich in Ordnung.
Man darf hier keine Wunder erwarten. Es ist natürlich nicht so knackscharf wie Objektive, die das Zehnfache kosten. Das ist aber auch klar. Dafür spart man ja eine Menge Geld. Das ist schlichtweg der Deal den man eingeht.
Wenn man das Objektiv normal benutzt, sind die Fotos völlig okay. Die Mitte des Bildes ist schön scharf. Die Ränder werden etwas weicher – aber das kennen wir von vielen Objektiven. Wenn man die Blende etwas schließt, wird das gesamte Bild noch ein bisschen schärfer. Alles normal also.
Was mir aber aufgefallen ist, sind speziell diese Dinge:
In manchen Situationen, besonders wenn man gegen das Licht fotografiert, kann es passieren, dass ein Teil des Bildes einfach flau und kontrastlos aussieht. Als ob da ein heller Fleck wäre, der die Farben und den Kontrast wegnimmt. Das wirkt dann nicht natürlich. Das hatte ich so bei anderen Objektiven noch nicht. Vermutlich liegt es an der speziellen Glas-Beschichtung.
Vignettierung. Das bedeutet, dass die Ecken des Bildes etwas dunkler sind. Das stört mich persönlich bei Fotos nicht so sehr, weil man das am Computer korrigieren kann. Wenn man aber Videos damit drehen will, wird es schwieriger. Da fällt es dann mehr auf.
Sonnen-Flares. Wenn man direkt in die Sonne oder Gegenlicht fotografiert entstehen manchmal komische Lichtreflexe, sogenannte Flares. Das kann manchmal sogar ganz interessant aussehen, und künstlerischer Effekt sein. Prinzipiell ist das aber ein negativer Faktor wenn es um Bildqualität geht.
Also: Für den Alltag und für den Preis sind die Bilder völlig in Ordnung. Aber in extremen Lichtsituationen zeigt das Objektiv dann doch seine Grenzen.
Wie groß ist der Unterschied von 35mm zu 40mm?
Ich habe im Vorfeld mitbekommen, dass einige Fotografen auf 40mm schwören. Sie finden es irgendwie perfekt. Da habe ich mich natürlich gefragt: Was ist denn jetzt der große Deal? Ist das wirklich so ein riesiger Unterschied?
Neben dem TTArtisan 40mm habe ich auch schon seit Jahren ein Sony 35mm f/1.8 und eine Fuji X100VI, die ebenfalls auf 35mm Vollformat Äquivalent fotografiert. Und ich muss dir sagen: Ehrlich gesagt, ist der Unterschied winzig. Wirklich.
Klar, wenn ich zwei Kameras nebeneinander halte, sehe ich, dass das 40mm ein bisschen näher ranzoomt. Das Bild ist einfach ein Stückchen enger. Aber das war’s dann auch schon.
Für mich geht es beim Fotografieren ja um das Gefühl. Wenn ich mein 85mm-Objektiv aufschraube, dann weiß ich sofort: Jetzt wird’s eng. Ich muss Abstand halten und konzentriere mich auf einzelne Motive.
Bei 35mm ist alles weiter, ich bekomme mehr von der Szene mit, es darf auch mal etwas Chaos im Bild sein. Das ist wie zwei komplett verschiedene Werkzeuge.
Zwischen 35mm und 40mm gibt es diese Unterscheidung für mich nicht. Da ist keine neue Herangehensweise, kein „Aha“-Moment. Es fühlt sich einfach fast gleich an.
Der kleine Sprung von 35 auf 40mm verändert meine Art zu fotografieren überhaupt nicht. Der gewaltige Sprung von 35mm auf 85mm dagegen schon! Das ist wie der Unterschied zwischen einem Fahrrad und einem Auto.
Ist es also cooler, mit 40mm unterwegs zu sein? Aus meiner Sicht: nicht wirklich. Es ist einfach nur eine minimale Verschiebung.
Wenn du überlegst, dir ein 40mm-Objektiv zu kaufen, aber ein gutes 35mm-Angebot siehst – mach dir keinen Kopf. Nimm das 35mm. Der Unterschied ist so gering, dass du ihn in deinen Fotos kaum bemerken wirst.
Es sei denn, du weißt bereits im Vorfeld, dass du nur ein 40mm willst und mit 35mm nicht klar kommst.
Mein Fazit - Lohnt sich das TTArtisan 40mm F/2
Am Ende bleibt die große Frage: Lohnt sich dieses Objektiv für dich? Das ist gar nicht so einfach zu beantworten.
Für mich persönlich ist das 40mm von TTArtisan leider keine Kaufempfehlung. Aber das hat Gründe, die vielleicht für dich ganz anders sind.
Der Preis ist auf jeden Fall fair. Für rund 180 Euro bekommst du ein metallisches, kompaktes Objektiv mit einem hellen Blendenwert. Das ist ein guter Deal.
Wenn du budgetbewusst unterwegs bist und den 40mm-Blick magst, kannst du hier wenig falsch machen. Du bekommst, wofür du bezahlst.
Das große Aber ist für mich die Zuverlässigkeit. Ich hasse es, wenn ich mich auf meine Technik nicht verlassen kann. Bei diesem Objektiv ist es manchmal wie ein Glücksspiel.
Neunundneunzig von hundert Fotos sind okay. Aber dieser eine hundertste Foto, der besondere Moment, der geht dann daneben. Nicht weil ich einen Fehler mache, sondern weil der Autofokus einfach streikt. Das ärgert mich dann nachhaltig.
Dazu kommt, dass ich das Update, das das Problem beheben soll, mit meinem Mac nicht installieren kann. Der Hersteller sagt zwar, dass es irgendwann kommt, aber wann genau, weiß niemand. Und mich auf Versprechen für die Zukunft zu verlassen ist keine gute Ausgangslage für eine Bewertung im aktuellen Moment.
Ich habe in meiner Fotografie-Zeit gelernt: Wer nur billig kauft, kauft meist zweimal. Am Anfang dachte ich auch, die günstige Variante reicht erstmal. Aber mit der Zeit merkt man die Limitierungen. Dann investiert man doch mehr und ärgert sich über die erste, billige Anschaffung.
Inzwischen bin ich an einem Punkt, wo ich fast schon genervt bin, mit dem Objektiv los zu ziehen, weil ich eigentlich viel eher Lust auf eine Runde mit meiner Fuji hätte. Kein gutes Zeichen.
Ich persönlich gebe lieber etwas mehr Geld aus, zum Beispiel 300 Euro mehr, für ein Objektiv, das in jeder Situation funktioniert. Da weiß ich einfach, was ich habe.
Für dich kann die Rechnung aber anders aussehen. Wenn du einfach nur spaßeshalber fotografierst oder ein superknappes Budget hast, ist das TTArtisan 40mm vielleicht genau das Richtige.
Die meisten Fotos werden gut. Die Probleme treten nur ab und zu auf. Wenn du damit leben kannst, ist es ein faires Angebot.
Für mich, der ich mich auf meine Ausrüstung verlassen will, ist der kleine Preisvorteil den großen Ärger über die verpassten Momente aber nicht wert.