Jeder ist ein Streetfotograf
Jeder liebt es, Menschen zu beobachten. Du sitzt in einem Café, schaust aus dem Fenster, und da rennt jemand mit einem Coffee-to-go vorbei. Du fragst dich: „Wo der wohl hin muss?“
Oder ein Paar läuft Hand in Hand vorbei, und du denkst dir: „Die zwei haben bestimmt eine schöne Geschichte.“ Und plötzlich erfindest du im Kopf kleine Szenen, wie in einem Film. Genau das ist Streetfotografie – nur dass man die Kamera dabei einschaltet.
Im Grunde ist jeder von uns ein Streetfotograf, auch wenn wir es nicht merken. Wir sind dafür gemacht, unsere Umgebung zu scannen. Wir sehen Muster, erkennen Gesichter, Gesten, kleine Bewegungen.
Unser Gehirn liebt das. Der Unterschied zwischen “normalen Menschen” und einem Streetfotografen ist nur: Er drückt auf den Auslöser sener Kamera. Er hält fest, was die meisten gar nicht bewusst sehen oder keinen zweiten Gedanken darauf verschwenden.
Streetfotografie ist eigentlich nichts anderes als bewusstes Menschenbeobachten. Es geht nicht darum, ob du eine teure Kamera hast oder die einer bestimmte Marke in der Hand hältst.
Es geht darum, wirklich hinzusehen. Zu bemerken, wie das Licht durch ein Glas fällt, wie zwei Fremde sich gleichzeitig anlächeln, wie der Wind eine Zeitung über den Boden weht.
Am Anfang ist das gar nicht so einfach. Du siehst – aber du siehst nicht wirklich. Doch mit der Zeit verändert sich etwas.
Du fängst an, kleine Dinge zu bemerken, die dir vorher nie aufgefallen sind. Plötzlich wird die Welt spannender. Jede Straße, jeder Bus, jede Pause an der Ampel steckt voller Geschichten. Und irgendwann spielst du dieses Spiel automatisch – du machst Fotos im Kopf, selbst ohne Kamera.
Das Schöne daran: Du brauchst nichts dafür. Kein Studio, keine Models, keine Genehmigung - auch in Deutschland nicht, auch wenn viele Menschen immer wieder Angst vor dem Datenschutz haben.
Du brauchst nur offene Augen. Und wenn du einmal angefangen hast, kannst du nicht mehr aufhören. Du kannst die Welt nicht mehr „normal“ sehen. Alles wirkt ein bisschen magischer, ein bisschen echter.
In einer Zeit, in der alle ständig über ihre To-do-Listen nachdenken, ist Streetfotografie fast wie ein Gegengift. Sie zieht dich raus aus deinem Kopf und rein in den Moment.
Statt an dich zu denken, schaust du auf die Welt. Du beobachtest und bist mehr im Moment. Und das ist ein ziemlich gutes Gefühl.
Das Internet erzählt uns, dass alles schlimmer wird, dass die Welt dunkel und kaputt ist. Aber wenn du draußen bist, mit offenen Augen, merkst du schnell: Nein, da ist so viel Schönes. So viel Leben. Und du bist mittendrin.
Streetfotografie zeigt uns, dass Schönheit nicht weit weg sein muss. Sie ist überall – auf der Straße, an der Haltestelle, im Vorbeigehen. Du musst sie nur bemerken. Und in dem Moment, in dem du das tust, bist du schon ein Streetfotograf.