Wie gut sind 50mm für die Streetfotografie? Mein Praxistest!

 

Das ist auf meinem 50mm Fotowalk passiert

Heute nehme ich dich mit auf eine spannende Fotorunde, bei der ich mich ganz bewusst für die 50mm Brennweite entscheide. Das Problem ist nur: eigentlich hasse ich 50mm Objektive...

Warum also nicht mal ein Experiment wagen, dachte ich mir. Das Motto des Tages: Organisiertes Chaos.

Wenn du mehr Eindrücke, Fotos und meine Perspektive sehen willst, schau dir den Fotowalk auch komplett auf Youtube an:

Also, los geht's! Gleich zu Beginn fällt mir ein Bild auf, das technisch gesehen nicht perfekt ist. Zu viele Linien kreuzen sich, stören die Personen im Bild. Aber genau das macht es interessant.

Schau mal, oben die Reflexion und unten zwei Gestalten, beide Skater. Einer sieht aus wie ein kleiner Geschäftsmann oder Wachmann, der zum anderen läuft. Ein faszinierendes Spiel aus Realität und Perspektive!

Ich befinde mich am Casa da Musica, einem brutalistischen Gebäude in Porto, ich glaube es ist eine Konzerthalle.

Gerade zur Mittagszeit wirft es interessante Schatten, die ich für meine Fotos nutzen will. Ich nutze einen Zaun als kreatives Element, fotografiere durch die Rillen und ordne die Personen so an, dass in jedem Quadrat etwas Spannendes passiert.

Bei einem der Bilder gelingt mir das besonders gut, auch wenn der Mann im linken Quadrat idealerweise noch ein Stück weiter links stehen könnte.

Dann fällt mir der Schattenwurf des Zauns auf und ich nutze die Gelegenheit, etwas Abstraktes einzufangen.

Ich liebe abstrakte Fotografie, hatte aber bisher selten das Gefühl, wirklich gute Aufnahmen zu machen. Diesmal aber gelingt es mir!

Ich finde, auf den ersten Blick erkennt man nicht ganz genau, was ich da fotografier habe. Auch das die Linien so schön durch das Bild verlaufen gefällt mit. Genau so soll es in der abstrakten Fotografie ja sein.

Besonders die Version im horizontalen Schnitt gefäält mir hier sehr gut!

Die nächste Location ist leider ein Flop

Nachdem mein erster Versuch, interessante Motive zu finden, nicht so fruchtbar war, wie ich es mir erhofft hatte, beschließe ich, mich zur nahegelegenen Markthalle aufzumachen.

Ich denke mir, dort könnte ich vielleicht fündig werden.

In der Markthalle versuche ich zuerst, eine Person im Vordergrund so zu positionieren, dass man das Gesicht unten rechts im Bild sieht und im Hintergrund einen Schriftzug erkennen kann. Aber irgendwie wirkt das Bild zu chaotisch, es fehlt die klare Aussage.

Also gehe ich noch ein Stück näher heran. Beim zweiten Versuch gelingt es mir besser, den Schriftzug und die Person größer und aussagekräftiger darzustellen.

Das Bild alleine ist vielleicht nicht so stark, aber ich denke, es könnte gut in eine Fotoserie passen, um mehr Kontext zu bieten, wo und wie das Foto entstanden ist.

Meine Hoffnung war, dass in dieser Markthalle das Licht durch die hohen Fenster seitlich einfällt und interessante Licht- und Schattenbereiche entstehen.

Die Architektur der Halle hatte ich schon einmal gesehen und fand sie faszinierend. Doch als ich dort ankomme, finde ich etwas ganz anderes vor als erwartet.

Statt einer typischen Markthalle mit Ständen und Waren, sehe ich viele kleine Essensstände.

Es ist anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Leider spielt auch das Licht nicht wirklich mit. Deshalb waren hier leider nicht wirkloich gute Fotos mit meinen 50mm rauszuholen.

Was ist eigentlich mein Problem mit 50mm für Streetfotografie?

Ich hatte lange eine ziemliche Abneigung gegen die 50mm Brennweite. Aber warum eigentlich?

Das erste Objektiv, das ich mir gekauft habe, war das Canon 50mm 1.8. Es war preiswert, lag so bei etwa 100 Euro.

Das merkte man aber auch an der Qualität der Fotos. Da es mein lichtstärkstes Objektiv war und ich unscharfe Hintergründe liebe, habe ich was immer mit Offenblende fotografiert.

Leider ist das aber nicht die stärke des Objektives gewesen. Und so sind viele meiner Aufnahmen unscharf oder verschwommen geworden.

Das hat mich extrem frustriert und zu einer anhaltenden Abneigung gegen diese Brennweite geführt.

Aber ich dachte mir, es ist Zeit, der 50mm Brennweite eine neue Chance zu geben.

Hier muss ich allerdings gestehen, dass es technisch gesehen nicht ganz 50mm waren. Ich nutzte die APS-C Kamera meiner Freundin, eine Sony A6700, mit meinem 35mm Vollformatobjektiv.

Wenn du jetzt schnell im Kopf rechnest, kommst du darauf, dass ich damit auf etwa 52,5mm komme. Für mich war das nah genug, um den Vergleich zu ziehen. Und immerhin weiß ich hier, dass das Objektiv wirklich gut ist und was taugt!

Und weißt du was? Ich hatte Spaß daran, klassische Fotoregeln zu brechen und viele verschiedene Elemente in meine Fotos einzubauen.

Auf den ersten Blick siehst du hier wahrscheinlich nur die Personen auf der Bank, aber beim zweiten Hinsehen entdeckst du vielleicht die Frau mit dem Kinderwagen, die ich im Hintergrund eingefangen habe.

Mein Fazit zu 50mm in der Streetfotografie

Ich liebe ja normalerweise 85mm für Streetfotos – das ist super für Porträts und um seinen Abstand zum Motiv zu halten. Aber manchmal fehlt mir da der Kontext, du weißt schon, das Drumherum.

Und 35mm? Auch cool, aber manchmal ist es schwierig, damit einzelne Motive richtig zu isolieren. Es fällt teilweise sehr schwer, das Chaos zu bändigen, dass so eine Brennweite einfangen kann.

Und wer hätte es gedacht: Eine 50mm ist eine Mischung aus diesen beiden Welten! Ich weiß, geniale Erkenntnis, auf die noch nie jemand gekommen ist.

Aber ich konnte mich auf einzelne Motive konzentrieren und hatte trotzdem genug Kontext im Bild.

Lustige Story am Rande: Ich war in einem Park, wo Hühner, Pfauen und Gänse frei herumlaufen. Und da war dieser alte Mann, der verkehrt herum auf einer Bank saß. Ich dachte mir, das ist doch ein super Motiv!

Und dann noch diese Leute auf den Bänken, alle in verschiedenen Farben – ein toller Anblick.

Zugegeben, manche Motive waren zu weit weg, und das Bild kam nicht ganz so rüber, wie ich mir das vorgestellt hatte, aber trotzdem war es ein cooles Erlebnis.

Generell habe ich einige coole Szenen mit diesen “Fake 50mm” aufnehmen können und bin insgesamt recht zufrieden mit meiner Runde.

Also, mein Fazit? Ich hasse 50mm nicht mehr.

Es ist zwar immer noch nicht meine absolute Lieblingsbrennweite, und ich werde jetzt nicht sofort losrennen und mir ein 50mm Objektiv kaufen, aber ich habe definitiv meinen Spaß mit 50mm in der Streetfotografie gehabt.

Du siehst, manchmal muss man einfach mal was Neues ausprobieren, um zu merken, was man alles verpasst hat!


 
Timo Nausch