Der Unterschied zwischen kommerziellen und redaktionellen Stock-Fotos

 

Hast du dir gerade deinen ersten Verkäufer-Account für Stockfotos erstellt, stehst du vielleicht vor dem selben Rätsel wie ich: Nach dem Hochladen deiner Bilder sollst du nun markieren, ob es sich hierbei um kommerzielle oder redaktionelle Fotos handelt. Auf den meisten Plattformen werden auch im Deutschen hierfür die Begriffe commercial (kommerziell) und editorial (redaktionell) verwendet. Aber wo liegt der Unterschied? Was musst du beachten? Und welche Variante ist besser?

Im folgenden Beitrag möchte ich meine Erfahrungen mit dir teilen:

Was sind kommerzielle Bilder?

Unter kommerziellen Bildern versteht man Bilder die gewerblich verwendet werden können. Das heißt jedes große oder kleine Unternehmen kann dieses Bild für jeden erdenklichen Zweck verwenden. Sei es auf einem Plakat, in Zeitschriften, als Aufdrucke, in Werbematerial, einfach überall. Aus diesem Grund muss auch von dir sichergestellt werden, dass keine erkennbaren Logos, Markennamen oder Personen zu sehen sind. Teilweise kann es auch sein, dass Gebäude einem Schutzrecht unterliegen, insbesondere moderne Neubauten werden oft aufgrund der Verletzung geistigen Eigentums (wohl des Architekten) abgelehnt. Generische Schriftzüge, z.B. Taxi, werden jedoch als kommerziell akzeptiert, da hier keine Schutzrechte angegriffen werden.

Zudem gibt es die Möglichkeit von Freigabeformularen, oft auch nur als “Release” bezeichnet. Möchtest du z.B. eine Person in dein Bild integrieren, so musst du entweder sicherstellen, dass man diese nicht erkennen und identifizieren kann, oder du brauchst eine Freigabe von dieser Person. Das bedeutet, derjenige auf dem Foto stimmt schriftlich der Verwendung seines Bildes in einem kommerziellen Rahmen zu. Die gängigen Plattformen haben hierfür einen entsprechenden Vordruck, den du einfach herunterladen und ausfüllen kannst. Das selbe Prinzip gilt auch, wenn du z.B. geschützte Bauwerke oder Inneneinrichtung fotografierst und das Bild kommerziell verkaufen möchtest. Die meisten Plattformen bieten detaillierte Übersichtslisten, welche Motive ein Freigabeformular benötigen, diese hier alle aufzuzählen würde den Rahmen jedoch sprengen.

Unten habe ich einige Beispiele für kommerzielle Bilder angefügt:

 
Ein Taxi bei Nacht. Hier ist weder das Automodell noch eine Marke deutlich zu erkennen. Daher ist das Bild als kommerziell akzeptiert worden

Ein Taxi bei Nacht. Hier ist weder das Automodell noch eine Marke deutlich zu erkennen. Daher ist das Bild als kommerziell akzeptiert worden

 
 
Auf diesem Bild ist zwar eine ältere Dame abgebildet, das Gesicht ist jedoch nicht zu erkennen und die Frau daher nicht zu identifizieren. Das Foto ist daher mit kommerzieller Lizenz akzeptiert worden.

Auf diesem Bild ist zwar eine ältere Dame abgebildet, das Gesicht ist jedoch nicht zu erkennen und die Frau daher nicht zu identifizieren. Das Foto ist daher mit kommerzieller Lizenz akzeptiert worden.

 
 
Auch bei diesem Bild ist die Person selbst nicht zu erkennen und nur eine Silhouette zu sehen. Aus diesem Grund kann das Bild kommerziell angeboten werden.

Auch bei diesem Bild ist die Person selbst nicht zu erkennen und nur eine Silhouette zu sehen. Aus diesem Grund kann das Bild kommerziell angeboten werden.

 

Was sind Redaktionelle Bilder?

Redaktionelle Bilder haben, wie es der Name schon sagt, einen redaktionellen Charakter. Das heißt, diese werden meist in Nachrichten, Berichterstattungen oder einer anderen nicht-gewerblichen Nutzung verwendet um eine Story zu illustrieren. Idealerweise erzählen diese Bilder zudem eine eigene Geschichte, die zu der entsprechenden Neuigkeit beiträgt. Im Gegensatz zu kommerziellen Bildern musst du jetzt nicht darauf achten, ob auf deinem Bild Personen oder Marken zu erkennen sind. Oftmals sind diese Dinge sogar genau der wesentliche Inhalt des Bildes. Erscheint z.B. ein neues iPhone, könntest du ein Bild hiervon machen und dieses unter redaktioneller Lizenz verkaufen.

Stellst du fest, dass z.B. im Hintergrund deines Bildes ein Logo zu erkennen ist, kannst du das Bild noch immer mit redaktioneller Lizenz anbieten. Alternativ könntest du auch versuchen, das Logo aus dem Hintergrund zu entfernen. Hier musst du situationsbedingt entscheiden ob sich der Aufwand deiner Meinung nach lohnt. Erfahrungsgemäß ist dies tendenziell eher häufiger nicht der Fall.

Generell gilt die Faustregel: Kann ein Bild nicht kommerziell angeboten werden, ist die Klassifizierung als redaktionelles Bild eine Möglichkeit, das Bild trotzdem anbieten und verkaufen zu können. Denn um dieses Bild zu verkaufen ist keine entsprechende Freigabe (also “Release”) der Person oder des Objektes notwendig, solange der redaktionelle Charakter gegeben ist.

Du kannst jedoch nicht in allen Fällen davon ausgehen, dass dein Bild trotz sichtbaren Marken oder Personen unter redaktioneller Lizenz akzeptiert wird. Ich habe zum Beispiel einmal ein Fußballspiel eines Freundes fotografiert, als ich die Bilder redaktionell anbieten wollte verlangte die Plattform (Shutterstock) jedoch einen Nachweis, dass ich als Fotojournalist tätig bin. Dieser Nachweis ist notwendig, um zu belegen, dass man eine entsprechende Berechtigungen hat, um Bilder von einem Event zu verkaufen, welches unter Umständen bereits anderweitig lizenziert wurden.

Einige Beispiele für redaktionelle Bilder sind:

 
Ein Bild vom Klimastreik im September 2019 auf dem Königsplatz in München. Aufgrund der redaktionellen Lizenz kann ich dieses Bild anbieten, ohne entsprechende Freigaben von allen sichtbaren Personen zu besitzen.

Ein Bild vom Klimastreik im September 2019 auf dem Königsplatz in München. Aufgrund der redaktionellen Lizenz kann ich dieses Bild anbieten, ohne entsprechende Freigaben von allen sichtbaren Personen zu besitzen.

 
 
Auch wenn ich bei diesem Bild das Kennzeichen entfernt habe, ist das Modell und vor allem der Mercedes-Stern noch immer deutlich zu erkennen. Das Bild könnte jedoch in Berichterstattung über den Autobauer verwendet werden und besitzt daher auch eine…

Auch wenn ich bei diesem Bild das Kennzeichen entfernt habe, ist das Modell und vor allem der Mercedes-Stern noch immer deutlich zu erkennen. Das Bild könnte jedoch in Berichterstattung über den Autobauer verwendet werden und besitzt daher auch einen redaktionellen Charakter.

 
 
Auf diesem Bild sind die Personen im Hintergrund zwar nicht zu erkennen, auf den einzelnen Bechern und Flaschen sind jedoch die jeweiligen Hersteller oder Logos deutlich zu erkennen. Daher ist auch hier eine kommerzielle Nutzung ausgeschlossen.

Auf diesem Bild sind die Personen im Hintergrund zwar nicht zu erkennen, auf den einzelnen Bechern und Flaschen sind jedoch die jeweiligen Hersteller oder Logos deutlich zu erkennen. Daher ist auch hier eine kommerzielle Nutzung ausgeschlossen.

 

Sind kommerzielle oder redaktionelle Bilder zu bevorzugen?

Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Welche Variante ist zu bevorzugen, beziehungsweise ist lukrativer? Sehr oft habe ich bereits gehört, dass Stock-Fotos “eigentlich nur lukrativ sind, wenn diese unter einer kommerzieller Lizenz angeboten werden”. Aus meiner Erfahrung kann ich diesem Punkt jedoch nicht zustimmen. Kommerzielle Fotos haben den Vorteil, dass sie in einem größeren Bereich einsetzbar sind. Denn auch ein kommerzielles Fotos kann in einem Nachrichtenartikel verwendet werden, die Verwendung eines redaktionellen Bildes für Werbung ist dagegen in aller Regel verboten.

Kommerzielle Bilder haben jedoch den Nachteil, dass diese oft sehr generisch sind. Käufer suchen jedoch häufig nach authentischen Bildern aus dem echten Leben, insbesondere um Nachrichten zu illustrieren. In diesen Fällen werden daher sehr häufig auch redaktionelle Bilder verwendet. Mein eigenes Portfolio besteht aus ca. 60% redaktionellen Bildern, bislang habe ich nicht festgestellt, dass sich diese schlechter verkaufen als kommerzielle Bilder.

Hierbei kommt es jedoch auch sehr auf die Nische an, in der du fotografierst. Du solltest immer im Hinterkopf behalten, wer dein potentieller Käufer sein könnte und wonach dieser suchen wird. Fotografierst du auf einer Demonstration werden an diesen Bildern wohl hauptsächlich Zeitungen/Nachrichtenmagazine in irgendeiner Form interessiert sein, daher macht eine redaktionelle Lizenz hier Sinn und hindert den Verkauf der Bilder nicht wirklich. Möchtest du hingegen Reisefotos verkaufen ist dein potentieller Käufer eher ein Reiseveranstalter der eine seiner Touren bewerben möchte. Hierfür eigenen sich jedoch nur kommerzielle Bilder, die Verwendung von redaktionellen Bildern für diesen Zweck ist ausgeschlossen. Bietest du nun dennoch ein als redaktionell gekennzeichnetes Reisefoto zum verkauf an, könntest du tatsächlich einen Nachteil gegenüber kommerziellen Bildern spüren.


Fazit

Kommerzielle Bilder (Commercial) können für gewerbliche Zwecke, sprich Werbung/Reklame, verwendet werden. Dabei dürfen jedoch keine Personen / Logos identifizierbar sein oder du benötigst ein entsprechendes Freigabeformular. Redaktionelle Bilder (Editorial) werden stattdessen für die Verwendung in Nachrichtenmedien und für die sonstige nicht-gewerbliche Nutzung erstellt. Hierbei ist es jedoch unschädlich wenn Logos oder einzelne Personen zu erkennen sind.

Kommerzielle Bilder bieten dem Käufer größere Möglichkeiten zu Nutzung des Bildes. In den richtigen Bereichen sind redaktionelle Motive dennoch gut zu verkaufen und können dir Umsatz generieren. Einige meiner höchsten Verkaufssummen habe ich eingenommen, als Zeitungen für Printartikel ein von mir als redaktionell gekennzeichnetes Bild gekauft haben. Bist du dir in manchen Fällen nicht sicher, ob dein Bild als kommerziell oder redaktionell zu klassifizieren ist, würde ich dieses zuerst unter kommerzieller Lizenz bei der Plattform einreichen. Lehnt diese das Bild ab, kannst du es später immer noch mit einer redaktionellen Lizenz einreichen.

Am einfachsten ist es, loszulegen und anzufangen eigene Erfahrungen zu sammeln. Wenn du noch keinen Account bei einer Verkaufsplattform erstellt hast rate ich dir ein Wirestock Profil* oder ein Shutterstock Profil* zu erstellen. Den Unterschied zwischen diesen beiden Plattformen habe ich bereits im letzten Beitrag, den ich dir unten verlinkt habe, aufgegriffen.

Viel Spaß beim Entdecken der Stock-Welt und bis zum nächsten Mal :)

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